Arminia gewinnt das Retro-Derby 2:1

Retro oder Vintage? Das Derby zwischen dem SV Arminia und dem Oststädter SV wirft vermeintlich diese Frage auf. Beide Vereine spielten 1980 gemeinsam in der zweiten Bundesliga, versprühten dort ihren Charme und waren auf der nationalen Fußballkarte präsent. 1980 war das Jahr der olympischen Spiele in Moskau, Franz Josef Strauß wäre fast deutscher Bundeskanzler geworden, das Fassbier in Kneipen kostete 1,70 DM und Frank Willig hatte noch volles Haar, experimentierte mit FCKW-haltigen Stylingprodukten und wippte den Fuß zur Goombay Dance Band. 45 Jahre später also wieder Derby. Etwas Lack ist ab, die Erinnerungen noch da und Spaß macht es auch noch.

Tempoarme erste Halbzeit wie 1980

Ob Henrik Larsen vor seinem Radioempfänger saß und mitfieberte, als sich SVA und OSV letztmalig in der zweiten Bundesliga duellierten ist nicht überliefert, aber wir gehen fest davon aus. In der Neuauflage stellte er vor allem offensiv um und beorderte Abdulmalik Abdul ins Sturmzentrum und Aleksejs Petrovs auf die Außenbahn. Der Lette feierte damit sein Startelfdebüt und wäre der Einzige gewesen, der 1980 aus seiner Truppe an den olympischen Spielen hätte teilnehmen können. Während sein Konterpart auf der anderen Seite, Frank Emeka Munu nach neun Minuten die erste Ecke zog, verpasste Delchad Jankir nach der Ecke das Gebälk. Die Bothfelder versuchten es mit langen Bällen, blieben aber ebenso harmlos wie der mitgereiste Anhang am Bierstand, dessen Jogginganzüge definitiv zwischen vintage und retro anzusiedeln sind. Etwas zwingender wurde es nach 30 Minuten, als Abdulmalik Abdul Aleksejs Petrovs bediente, der aber verzog. Die beste Chance des ersten Durchgangs hatte dann Abdulmalik Abdul selbst, sein sehenswerter Abschluss konnte aber entschärft werden. Ansonsten war das Spiel ähnlich zerfahren wie die Diskussionsplena im besetzten Gebiet um Gorleben 1980, die Selbstgedrehten wurden im Cordsakko jedoch nur auf dem Lahmannhügel geraucht. Pause.

Druckphase bringt die Entscheidung

Die zweite Halbzeit begann mit einem Aufreger, denn der bis dato harmlose Oststädter Sportverein versuchte es auf die plumpeste wie unfairste Art und Weise: Mit einer Schwalbe im Strafraum mit dazugehörigem Rumgeschreie. Der aufmerksame und fehlerfreie Schiedsrichter Mathis Merk fiel auf diese Schauspieleinlage nicht rein, die selbst in diversen Theater-AGs dieser Stadt für Beschämen gesorgt hätte und empfahl die Kinohits von 1980. „Das Imperium schlägt zurück“ ist seitdem zu einem Klassiker avanciert, „Theo gegen den Rest der Welt“ indes nicht so gut gealtert. Die Blauen bauten nun mächtig Druck auf und kamen zunächst durch Dominik Karaca nach einer Ecke zu einer Chance. Die nächste Möglichkeit saß, als Dominik Karaca seinen Kumpel Frank Emeka Munu auf die Reise schickte. Dieser ließ alle Gegenspieler abprallen und vollendete formschön zur Bischofsholer Führung! 1:0, 56. Minute. Nur drei Minuten später erhöhte mit Aleksejs Petrovs die andere Seite der Flügelzange auf 2:0! Der Kicker aus der ehemaligen sozialistischen Sowjetrepublik Lettland nickte eine Ecke von Yannick Bahls ein und sorgte für kollektiven Jubel. Eigentlich hätten die Blauen den Deckel draufmachen können, ja müssen. Abdulmalik Abdul stibitzte stark den Ball, setzte sich gekonnt durch und tauchte frei vorm Bothfelder Schlussmann auf. Leider ist der linke Fuß nur dazu da, nicht umzufallen und die notwendige Wendung brachte die Aktion zum Erliegen. Der OSV hingegen nutzte nach 68 Minuten seine erste Torchance, die Hintermannschaft der Arminen war hierbei nicht eng genug an den Gegenspielern dran. Es begann eine regelrechte Abwehrschlacht, in der etwas mehr Entlastung wünschenswert gewesen wäre. Zeitweise wurde der Strafraum der Arminen belagert wie die Lenin-Werft in Danzig im Streik, aber es war immer wieder Yannick Bahls, der entlastete. Die Entescheidung hatte er nach 87 Minuten auf dem Fuß, aber auch ohne drittes Tor brannte nichts mehr an und der erste Sieg seit 45 Jahren wurde eingetütet. Spieler und Anhang feierten und diverse Kaltgetränke wurden getrunken. Am späten Abend in der Vereinslokalität wurde Roland Kaiser zum Besten gegeben, der 1980 immerhin auch einen Nummer-1-Hit hatte und irgendwo auf den Schafsinseln fasste sich Frank Willig ins lichter gewordene Haar, summte „Sun of Jamaica“ und legte die Videokassette von Blues Brothers in seinen Videorekorder von Telefunken. Es war und ist ja nicht alles schlecht.

Sonntag gehts nach Hildesheim

Das Gesetz des NFV sieht vor, dass der SV Arminia in jeder Saison gegen eine Mannschaft mit Germania im Namen spielen muss. Nachdem uns die Germanen aus Egestorf erspart bleiben, stellen sich uns nun Germanen aus Ochtersum in den Weg. Das ist ein Ortsteil von Hildesheim direkt neben Kleinbonum und dorthin fahren wir am kommenden Sonntag. Los gehts um 15:00 Uhr auf dem Sportplatz am Philosophenweg und bis dahin philosophieren wir noch über die Achtziger.

Zwote ist Zwoter

Der unglaubliche Lauf der Zwoten geht weiter und so siegte die Truppe am Sonntagmorgen beim SV Afro 237 mit 4:3. Trotz des Ausfalls von Sachsen-Messi Matthias Franke konnte ein Wahnsinnsspiel gewonnen werden und zumindest kurzzeitig die Tabellenführung übernommen. Am kommenden Samstag soll die Serie ausgebaut werden, dann ist die Dritte vom TSV Goltern zu Gast und Spiele gegen Goltern waren schon immer ein heißes Eisen. Unterstützung erwünscht!

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Sonntag, 14.09.2025, 15:00 Uhr:
VfR Germania Ochtersum gegen SV Arminia
Samstag, 13.09.2025, 13:00 Uhr:
SV Arminia II gegen SV Goltern III
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