Seit 1918 spielt der SV Arminia bereits im Rudolf-Kalweit-Stadion im hannoverschen Stadtteil Bischofshol, welches damit wohl ohne Zweifel zu den Traditionsplätzen des deutschen Fußballs gehört.
Damals wie heute – internationale Spiele in Bischofshol
Bereits in der Anfangsphase der 1910 gegründeten „Blauen“ wurden immer wieder internationale Teams am Bischofsholder Damm vorstellig: 1920 gastierte der SC Enschede auf dem Arminia-Platz, beim Rückspiel in den Niederlanden war der SV Arminia die erste deutsche Mannschaft, die nach dem Ende des 1. Weltkriegs trotz offiziellen Verbots die sportlichen Beziehungen nach Holland wieder aufnahm. Spiele z. B. gegen Galata-Serail aus Konstantinopel (1922, 5:3), gegen Ungarns Meister FTC Budapest (1926, 7:0), Vienna Wien (1931, 4:3) oder Tottenham Hotspurs (1950) ließen immer wieder zahlreiche Fußballfans in das Stadion strömen.
Bis heute konnte die Tradition der internationalen Spiele erhalten werden – so gab im Sommer 2009 die kubanische Nationalmannschaft ihre Visitenkarte im Rudolf-Kalweit-Stadion ab, und zum 100-jährigen Bestehen des Klubs im Jahr 2010 wird es nach 90 Jahren eine Neuauflage der beiden Partien gegen den SC Enschede geben.
Foto: Karl-Heinz Wellner (re.) stand im Aufgebot gegen Tottenham Hotspurs
Die Sitzplatztribüne
Ein wichtiger Baustein in der Geschichte des Arminen-Stadions ist natürlich die 800 Plätze umfassende Sitzplatztribüne. Vier Jahre nach dem Gewinn der norddeutschen Meisterschaft im Jahr 1920 wurde die Tribüne gegen die SpVgg Fürth mit einem 2:2-Unentschieden eingeweiht. Auf der Trainerbank vor dem Bauwerk, welches der ganze Stolz der „Blauen“ war und ist, nahmen in den Folgejahren namhafte Trainer Platz, unter ihnen beispielsweise schon in den dreißiger Jahren der berühmte englische Trainer William Townley.
Umbau in der Oberliga Nord
Im den zwei Folgejahren des 2. Weltkrieges musste der Spielbetrieb zunächst ruhen – drei Bombentreffer hatten die Tribüne und auch die Stehränge stark beschädigt. Nach dem Wiederaufbau, bei welchem das Fassungsvermögen auf ca. 18.000 erweitert wurde, sorgte u. a. der spätere Weltmeister Jupp Posipal für Tore in der damals höchsten deutschen Spielklasse, der Oberliga Nord, welcher der SV Arminia als Gründungsmitglied von Beginn an angehörte.
Wie sehr die Arminen mittlerweile an „ihrem“ zum Teil in Eigenregie errichteten Stadion hingen, zeigte sich im Jahre 1963, als die Stadt mit ihrem Vorhaben, den Platz der „Blauen“ zugunsten des Ausbaus der angrenzenden Verkehrsadern zu verlegen, an der erforderlichen Zustimmung der Vereinsmitglieder scheiterte. Jedoch musste der Verein als Kompromiss eine Hintertortribüne für den Ausbau des Bischofsholer Damms opfern.
Aufstieg in die 2. Bundesliga
Als 1976 unter Trainer Gerd Bohnsack der Aufstieg in die zwischenzeitlich eingeführte 2. Bundesliga glückte, bekam die in diesem Zuge komplett sanierte Tribüne u. a. ein neues Dach – keines von der Stange, sondern das Dach des Dortmunder Traditionsstadions „Rote Erde“. Per Sattelschlepper ließ es der damalige Präsident Otto Höxtermann nach Hannover bringen, und es schützt bis heute die Arminenanhänger vor Wind und Wetter.
Das Rudolf-Kalweit-Stadion heute
Jagten in den ersten Jahren des Bestehens des Arminia-Platzes – die Umbenennung zu Ehren des langjährigen Mitglieds und Arminen-Förderer Rudolf Kalweit in Rudolf-Kalweit-Stadion erfolgte erst 2005 – neben Leichtathleten hauptsächlich die Fußballer dem Ball nach, finden heute regelmäßig zusätzliche sportliche Highlights in Bischofshol statt: Die American Footballer des SV Arminia, die Hannover Spartans, tragen ihre Heimspiele im Stadion aus, für die deutsche Rugby-Nationalmannschaft ist es zum Wohnzimmer geworden, und fünfstellige Zuschauerzahlen sind zu verzeichnen, wenn Nationalspieler Per Mertesacker ein Spiel für seine Per-Mertesacker-Stiftung in der hannoverschen Südstadt anberaumt.
Steckbrief
Errichtung des Stadions: | 1918 |
Fassungsvermögen: | ca. 16.000 Plätze (davon 800 überdachte Sitzplätze) |
Zuschauerrekord: | April 1960. Knapp 20.000 Fans sahen das 6:1 gegen den Bremer SV |
Standort: | Bischofsholer Damm 119, 30173 Hannover |