Historie

Die Geschichte der „Blauen“

Seit über hundert Jahren kicken die „Blauen“ im Rudolf-Kalweit-Stadion, in good old Bischofshol, feierten 1920 den Gewinn der Norddeutschen Meisterschaft, waren 1945 Gründungsmitglied der erstklassigen Oberliga und schnürten die Buffer Ende der 70er in der 2. Bundesliga Nord. Nach dem Abstieg aus dem Profifußball geriet unser Traditionsklub vorübergehend in turbulentes Fahrwasser, auf welchem aber mittlerweile wieder gefestigt gesegelt wird.

1910 – der Beginn

Seinen Anfang nahm alles am hannoverschen Waterlooplatz. Dort kickte regelmäßig ein gutes Dutzend junger Burschen, die am 1. Mai 1910 auf den Treppenstufen der Waterloosäule den FC. Arminia mit den Vereinsfarben Grün-Weiß-Grün aus der Taufe hoben. Gegner wurden fortan standesgemäß in grünen Trikots und weißen Hosen attackiert, neben Fußball waren auch Hockey und Leichtathletik sowie bald darauf Tennis möglich (Anm.: Nachfolgend steht die Entwicklung der ersten Fußball-Herrenmannschaft des SVA im Fokus, Infos zu anderen Abteilungen finden sich über diese sowie unsere Vereinschronik).

Grün-weiß-grüne Vereinsfarben, blaue Trikots

Mit der Aufnahme in den Norddeutschen Fußballverband 1912 mussten die grünen Trikots weichen, da im hannoverschen Stadtgebiet seinerzeit jede Farbe nur einmal zulässig und Grün bereits vergeben war. So legten die Arminen auf Verbandsebene zunächst in Silbergrau los, bevor 1918/19 die Farbe Blau frei wurde und der Verband der Bitte entsprach, künftig in königsblauen Sweatern auflaufen zu dürfen. Der Spitzname „Die Blauen“ war trotz beibehaltung der grün-weiß-grünen Vereinsfarben geboren.

Zusammenschluss mit Merkur

Im Oktober 1918 kam es zudem zum Zusammenschluss mit dem Rugbyverein Merkur, der bereits an der heutigen Stelle des Rudolf-Kalweit-Stadions verortet war und den Sportplatz in die Ehe einbrachte, auf welchem das heutige RKS steht. Für rund zwei Jahre hieß unser Klub fortan „SV Arminia-Merkur Hannover“, bevor auf einer Generalversammlung im Februar 1920 beschlossen wurde, den Vereinsnamen in die heute immer noch aktuelle und wohlklingende Fassung „Sportverein Arminia e. V.“ zu ändern.

Erfolgreiche 20er- und 30er-Jahre

Bereits im selben Jahr gewann der SV Arminia als erste hannoversche Mannschaft überhaupt die Norddeutsche Meisterschaft (2:1 im Finale gegen Borussia Harburg), die zur Teilnahme an der Endrunde der Deutschen Fußballmeisterschaft 1919/20 berechtigte. Dort war im Viertelfinale gegen den FC Titania Stettin mit einem 1:2 nach Verlängerung allerdings leider Endstation.

In den folgenden knapp 20 Jahren standen des Öfteren Partien sowohl um die Norddeutsche als auch um die Deutsche Meisterschaft auf dem Programm. So übernahm beispielsweise in der Saison 1932/33 der bereits bei der Spielvereinigung Fürth erfolgreich gewesene Engländer William Townley das Trainerzepter und führte den SVA in die Zwischenrunde der Deutschen Meisterschaft, wo gegen den späteren Meister Fortuna Düsseldorf nach einem 0:3 Endstation war.

Gründungsmitglied der alten Oberliga
Nach dem Zweiten Weltkrieg lief unsere Arminia für knapp zwei Monate von Oktober bis Dezember 1945 unter dem Namen SV Bischofshol auf, anschließend wieder als SV Arminia. Zum 40-jährigen Vereinsjubiläum ging es nur fünf Jahre nach Kriegsende gegen Tottenham Hotspur, gespitzt wurden die Stollen in der höchsten deutschen Spielklasse, der Oberliga Nord. Unvergessen: der sensationelle 10:2-Sieg auf vereistem Geläuf in „Sambapuschen“ (Lederstollen) im Februar 1954 gegen den Hamburger SV, der über Jahrzehnte die höchste Pflichtspielniederlage der Hanseaten bedeutete.

Als 1963/64 die Bundesliga aus der Taufe gehoben wurde, war der SV Arminia erschreckenderweise nicht an Bord. 1966/67 und 1967/68 wäre es zwar beinahe soweit gewesen, jedoch fehlten beide Male nur Wimpernschläge in der Aufstiegsrunde.

Vier Jahre 2. Bundesliga

Am 17. Juni 1976 gelang beim SC Herford immerhin der intensiv gefeierte Aufstieg in die mit der Saison 1974/75 neu eingeführte 2. Bundesliga Nord, in der vier Profijahre folgten.

Nach dem Abstieg 1980 nahm jedoch eine zehnjährige sportliche und finanzielle Durststrecke ihren Anfang, die nur 1982 mit der erfolglosen Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga unterbrochen wurde. 1989/90 kämpften sich die Blauen mit einem 2:1-Sieg gegen den FC 08 Homburg in die 2. Hauptrunde des DFB-Pokals, in welcher ein 2:4 gegen den 1. FC Köln zum vorerst letzten Highlight wurde.

1990 bis 2010: Turbulente Jahre
Anfang 1990 stand der SV Arminia schließlich erstmals vor dem finanziellen Aus. Über einen Notvorstand konnte der drohende Konkurs glücklicherweise erfolgreich abgewendet werden, doch war der einstige Norddeutsche Meister durch Neuordnungen der Spielklassen inzwischen in die Viertklassigkeit gerutscht.

Immerhin: 1997 gelang in zwei Entscheidungsspielen gegen den Heider SV (0:0 daheim, 4:0 auswärts) die zwischenzeitliche Rückkehr auf die dritte Ebene, wo es nach 17 Jahren erstmals wieder gegen den alten Lokalrivalen Hannover 96 ging. Blau siegte im Rückspiel am 13.2.1998 mit 4:3, musste jedoch zur Saison 2000/01 im Zuge einer weiteren Ligareform zurück in die vierte Liga, die damalige Oberliga Niedersachsen/Bremen. Hier ging es bis zum Ende der Saison 2006/07 um Punkte, ehe die Finanzen den Schatzmeister abermals in eisige Umklammerung nahmen – zu groß waren die Zahlungsrückstände nach dem Zweitligaabstieg. Ein bereits gestellter Insolvenzantrag konnte kurz vor Anpfiff der Saison 2007/08 gerade noch zurückgenommen werden, jedoch trat ein gebeutelter SV Arminia fortan in der Niedersachsenliga West erstmals fünftklassig an – auf einer Vereinsanlage, in die jahrzehntelang kaum investiert werden konnte.

Nur zwei Jahre später taumelte der klamme Klub nach sieben Heimpleiten hintereinander sogar in die sechste Liga, die Bezirksoberliga Hannover. Die tiefste Ebene der langen Klubgeschichte war erreicht, darüber hinaus das Vereinssäckel leer. Nur kurz währte die Freude der treuen Anhängerschaft zum 100-Jährigen Vereinsjubiläum, als der SVA trotz aller Probleme mit satten 15 Zählern Vorsprung Meister wurde und sich in den anschließenden Relegationsspielen für die Oberliga 2010/2011 qualifizierte.

Erneuter Abstieg

In der Oberliga verblieben die immer noch angeschlagenen Blauen jedoch nur eine Spielzeit, umgehend ging es 2011 wieder zurück in die 6. Liga, die mittlerweile in „Landesliga“ umbenannt worden war. Ärgerlich in diesem Zusammenhang: Da die Oberliga zur Serie 2011/12 verkleinert werden sollte, gab es in der Abstiegssaison gleich sechs Absteiger. Genau den sechstletzten Platz erreichte der gerade erst wiederaufgestiegene SVA und hatte dennoch den Klassenerhalt vor Augen; denn Kickers Emden war zahlungsunfähig und erhielt im Gegensatz zu den Blauen zunächst keine Oberliga-Lizenz. Diese wurde zur Verwunderung nicht nur in Bischofshol im Nachgang dann doch noch erteilt – und der SV Arminia musste statt der hochverschuldeten Kickers, die nur zwei Monate später Insolvenz anmeldeten, hinunter. Rechtliche Schritte des SVA gegen den Niedersächsischen Fußballverband NFV, der seinerzeit eine unrühmliche Rolle einnahm, mussten abgebrochen werden, da diese ein zu hohes finanzielles Wagnis für den wirtschaftlich weiterhin fragilen SV Arminia darstellten.

Rückkehr in die Oberliga und Konsolidierung

Drei Spielzeiten brauchten die Blauen nach einem Quasi-Vereinsneustart, um nach 245 Landesliga-Toren zur Spielzeit 2014/15 wieder in die fünftklassige Oberliga Niedersachsen zurückzukehren – in welcher auch heute noch die Buffer geschnürt werden. Die vergangenen Jahre waren geprägt von einschneidenden Konsolidierungsmaßnahmen bei gleichzeitigen Investitionen auf der Anlage. Vorrangiges Ziel war die vollständige Entschuldung bei gleichzeitigem Erhalt der Oberliga Niedersachsen trotz geringem finanziellen Spielraum – und dabei sogar nach oben zu schielen: In der Saison 2017/18 verpasste der SVA nur denkbar knapp gegen Regionalligist Jeddeloh II den Einzug in die 1. DFB-Pokalhauptrunde, eine Spielzeit zuvor war die sie mit einem 0:2 an der Bremer Brücke des VfL Osnabrück verfehlt worden. Mittlerweile hat sich der Verein wirtschaftlich konsolidiert, sportlich gefestigt und peilt bei weiterem Ausschluss finanzieller Wagnisse mittelfristig die Rückkehr in die Regionalliga Nord an.

Drei Eckpfeiler haben sich die Blauen dabei auf die grün-weiß-grüne Fahne geschrieben: 1.: Erhalt der traditionellen Spielstätte Bischofshol. 2.: Sportliche Weiterentwicklung abseits des nicht nur auf höheren sportlichen Ebenen häufig durchkommerzialisierten Fußballs. 3.: Entgegenstehen gegenüber rassistischen, fremdenfeindlichen, sexistischen und homophoben Tendenzen sowie Wahrnehmung gesellschaftlicher Interessen über den reinen Spielbetrieb hinaus. Mehr dazu über den Reiter „Wofür die Blauen stehen“.