Sportlicher Tiefpunkt – Musikalischer Höhepunkt

Bei allerbestem Fußballwetter pilgerten knapp 500 Fußballbesessene ins ehrwürdige Rudolf-Kalweit-Stadion, um das Regionsduell zwischen dem heimischen SV Arminia und dem Emporkömmling von außerhalb der Stadtmauern, dem TSV Pattensen, zu verfolgen. Es kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass alle Anwesenden noch lange an dieses Spiel denken werden. Im Anschluss sorgte die angekündigte Releaseparty von Kapelle Busch und Marina Baranova für einen versöhnlichen Ausklang und zeigt auf, warum dieser Verein abseits sportlicher Miseren so liebenswert ist.

Pattensen zerlegt den SVA nach Belieben

Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt. Alle Anwesenden, so sie denn nicht aus Pattensen kamen, möchten ohnehin nicht gerne noch einmal daran erinnert werden. Elf Minuten war das Spiel alt, als der TSV Pattensen nach einer unnötigen wie unglücklichen Abwehraktion des SVA einen berechtigten Strafstoß zugesprochen bekam. Diesen verwandelte Steven Melz sicher und sorgte dafür, dass der SVA fortan einem Rückstand hinterherlief. In Halbzeit eins kamen die Arminen noch zu einigen Gelegenheiten, die besten Chancen hatten Hamza Sejto mit einem Heber und Luis Prior Bautista aus kurzer Distanz. In Halbzeit zwei mussten die Jungs in blau ihre Viererkette verletzungsbedingt umstellen. Dies soll aber nicht die Ausrede dafür sein, dass die Gäste nun nach Belieben kontern konnten und Schlussmann Lars Holm allzu häufig von seinen Vorderleuten im Stich gelassen wurde. Die Gäste brauchten beileibe keine Glanzleistung, um die Bischofsholer in ihre Einzelteile zu zerlegen und ein nie für möglich gehaltenes 0:5 auf die Anzeigentafel zu bringen. Es passte einfach gar nichts beim rat- und mutlos agierenden SVA und so fuhr der TSV den höchsten Auswärtssieg der noch jungen Oberligahistorie ein und das auch in der Höhe verdient. Als anständige Gastgeber gilt es, hierzu zu gratulieren und die Gesänge im Stadionrund zu akzeptieren, die ausnahmslos vom TSV nach dem Spiel angestimmt wurden, während auf dem Lahmannhügel Fassungslosigkeit herrschte.

Releaseparty ein voller Erfolg

Welch ein Glück, dass dieser Samstag noch eine dritte Halbzeit vorgesehen hatte. Wäre der desillusionierte Arminia-Anhänger an einem anderen Tag alleine mit sich und seinem Frust eilig nach Hause gestiefelt oder hätte sich mit Leidgenossen den Ärger in der Vereinskneipe heruntergespült, gab es im Anschluss an das 0:5 Debakel noch echte Musikkultur zu erleben. Welch positive Ablenkung!!! Spätestens, als die ersten sanften Töne des Klaviers erklangen, waren die sportlichen 90 Minuten fast vergessen. Richtig, ein Klavier hatte den Weg in die Vereinsgaststätte des SVA gefunden. Und an diesem zeigte Marina Baranova bei ihren Eigenkompositionen ihr ganzes Können. Noch etwas mehr Aufmerksamkeit des anwesenden Publikums hätte die deutsch-ukrainische Pianistin in jedem Fall verdient gehabt. Aber vielleicht zollten viele Kneipenbesucher der Künstlerin auch einfach dadurch ihre Anerkennung, dass in diesem Moment Fußballdiskussionen und klassische Klaviermusik fließend ineinander gingen. Höhepunkt von Baranovas Auftritt war ein Lied in Gedenken an ihr Heimatland Ukraine mit eingespieltem Video auf der Leinwand.

Was dann mit der Kapelle Busch folgte, hätte gegensätzlicher nicht sein können. Die beim SV Arminia bestens bekannte Band bewegte sich mit ihrer Mischung aus Post-Punk und Wave nicht nur stilistisch auf anderen Pfaden sondern erreichte auch hinsichtlich der Lautstärke ein anderes Level. Verstärkt wurde dies phasenweise durch das Publikum, das bei bekannten Liedern lautstark mit einstimmte.

Besten Dank an alle Künstler für diesen ungewöhnlichen aber tollen Abend in der Vereinsgaststätte! Unser Dank gilt aber auch Andreas Niemuth, der nicht nur das Release-Konzert sondern insbesondere die Entstehung der Benefiz-Vinyl überhaupt erst möglich gemacht hat. Nicht zu vergessen natürlich all diejenigen, die mit ihrem Kauf der Platte dieses Projekt und einen guten Zweck unterstützen.

Bereits während des Spiels gab es die Platte mit den Songs am Fanshop zu erwerben, wovon auch reichlich Gebrauch gemacht wurde. Die Benefiz-Vinyl gibt es weiterhin bei den lokalen Plattenhändlern oder per Mail an fanshop@arminiahannover.de.

Marina Baranova auf der Vinylreleaseparty am Klavier

Sonntag nach Schöningen, Abfahrt 10.15 Uhr am RKS

Nächsten Sonntag duelliert sich der SVA mit dem nächsten Aufsteiger, dieses Mal auswärts. Der FSV Schöningen bittet zum Spiel. Es gibt noch Plätze im Bus, für schlanke 17 Euro geht es ins Zonenrandgebiet und sogar auch wieder zurück. Wer sich neben Abstiegskampf auch für Geschichte interessiert, dem sei das Museum um die „Schöninger Speere“ empfohlen, auch über Braunkohletagebau gibt es im Elm einiges zu lernen. Priorität hat selbstredend die Unterstützung des Teams, welche auch in sportlich schwierigen Zeiten wichtig und richtig ist.

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