Schöningen wird der Favoritenrolle gerecht und gewinnt deutlich beim SVA

Die Sommerpause endete gestern im RKS, im NFV-Pokal empfing der SV Arminia den FSV Schöningen. Es gibt leichtere Lose, als sofort einen der absoluten Topfavoriten auf den Oberligaaufstieg aus der Trommel zu ziehen, aber so ist nunmal bei Pokalveranstaltungen und auch diese Spiele wollen gespielt werden. Der Außenseiter empfängt den Favoriten, eine solche Aufmachung lockt alljährlich in verschiedenen Formaten Fans ins Stadion, um die Sensation zu erleben. Wie der Kleine den Großen ärgert. Das dies nur recht selten knapp, ist allerdings auch Teil der Geschichte.

Frühe Weichenstellung

Die Blauen mussten unter der Woche beim letzten Test in Tündern ordentlich Federn lassen, nicht weniger als sechs Spieler kamen mit Blessuren aus dem Weserbergland zurück und standen Coach Semir Zan nicht zur Verfügung. Die aufgebotene Truppe hatte trotzdem Potential, zu den besseren Varianten des Kaders zu gehören und ging das Pokalspiel gegen den FSV Schöningen an. Um die „Bayern vom Elm“, wie der Gast umgangssprachlich ob der schier unerschöpflich scheinenden Finanzressourcen genannt wird, zu ärgern, musste alles passen. Einstellung, Cleverness, Mut und das notwendige Quäntchen Glück würde es brauchen, um zu bestehen. So bot die in den neuen blauen Trikots gewandete Mannschaft auch auf, und hielt hinten zunächst sicher die null. Zwei Minuten. Dann entschied sich die Abwehr, zum ersten Mal in dieser Saison mal eine Abseitsfalle auszuprobieren und wollte dieses Exempel ausgerechnet an Christian Beck statuieren. Der ehemalige Profi mit den Weihen von über 200 Spielen in Liga zwei und drei lässt sich dann gerne einladen, machte ein paar Schritte auf Arminias Schlussmann Erik Geesmann zu und nagelte den Ball unhaltbar ins Netz. Führung für den Favoriten, der damit jegliche Pokalpartystimmung im Keim erstickte. Der SVA kämpfte sich aber in die Partie und kam zu Chancen. Eine Flanke von Yannick Bahls köpfte ein Speerstädter fast ins eigene Tor, nach zehn Minuten schickte Lasse Denker dann Tim Stiller auf die Reise, der den Ball knapp neben das Tor legte. Nach einer Viertelstunde wurde dem Pokal der Unterschied zwischen Oberliga und dritter Liga aufgezeigt: Ein Foul an Yannick Kranz an der Außenlinie pfiff der Unparteiische nicht, wenige Sekunden später kugelte sich Schöningens Star Christian Beck schreiend auf dem Boden und bekam einen Freistoß. Kurzes massieren des Schienbeins, drei Schritte humpeln und die Verletzung war geheilt. Der anschließende Freistoß wurde selbstredend auf den Hünen gezirkelt, der von Moritz Alten beackert, geklammert und gezogen wurde und dennoch wuchtig ins Tor köpfte. Lediglich die Fahne des Linienrichters verhinderte das Tor. Der Qualitätsunterschied war dennoch klar bewiesen. Das Tor holten die Gäste aus dem Rande zu Sachsen-Anhalt allerdings zügig nach, hier reichte ein einfaches Dribbling durch die Abwehr und erneut war Erik Geesmann im Kasten machtlos. Jetzt folgte allerdings soetwas wie die Druckphase der Arminen. Eine Schusschance von Jan Schenk wurde noch geblockt. Einen Steilpass von Yannick Bahls flankte Tim Stiller in die Mitte, Lasse Denker verpasste nur knapp. Eine halbe Stunde war nun gespielt und auch Finn Jüttner versuchte es, blieb aber genauso hängen wie Fahad Barakzaie im Nachschuss. Kurz vor der Pause muss der Anschlusstreffer eigentlich fallen! Zunächst wurde ein toller Drehschuss von Pino Ballerstedt zur Ecke geblockt. Dann tauchte Yannick Bahls nach schönem Dribbling vor Schöningens Keeper auf, scheiterte aber im direkt Duell an diesem. Eine Zeigerumdrehung war es wieder Yannick Bahls, der den Treffer auf den Fuß hatte, aber den Ball nicht im Tor unterbringen konnte. Auch Fahad Barakzaies Schuss wurde vom Tormann der Gäste noch geklärt. So ging es in die Kabinen.

Schöningen humorlos

In Halbzeit zeigte sich die ganze Routine des abgeklärten Ensembles aus dem Elm. Arminia wollte und kämpfte, aber blieb im Aufbau zu ungenau. Die Viererkette des FSV Schöningen um Innenverteidiger Daniel Reiche, immerhin 13 Jahre Profi und mit dem VfL Wolfsburg deutscher Meister geworden, ließ nicht viel zu. Eine gute Flanke von Yannick Bahls auf Pino Ballerstedt entschärfte dieser selbst, als Schussbein und Standbein verwechselt wurden und der Ball in die falsche Richtung den Strafraum der Gäste verlassen hat. Nach einer Stunde war die Geschichte des Spiels dann auch auserzählt, Arminias Neuzugang Jan Schenk, in der zweiten Halbzeit als Innenverteidiger aktiv, stellte sich an wie ein 19jähriger gegen einen 35jährigen, der bereits Profi war, als besagter Jan Schenk noch nicht einmal eingeschult war. Elfmeter, natürlich macht Christian Beck den auch selbst und natürlich verlädt er Erik Geesmann und stellt auf 0:3. Yannick Bahls verhindert kurz darauf Schlimmeres, auch vorne hätte noch etwas passieren können. Lasse Denker einmal per Kopf und einmal per Fuß versuchte es, aber als Torchance sollte diese Aktion nicht deklariert werden. Irgendwann fällt auch noch das vierte Tor und genauso irgendwann war es Schöningens Tom-Luca Winter, der trotz Führung von vier Toren es sich nicht verkneifen kann, durch eine vollkommene alberne und unnötige Aktion sich zum Unsympathen des Spiels zu küren. Abschließend sei noch die Aktion David Lučić in der Schlussminute erwähnt, der alleine auf den Schlussmann der Schöninger zuläuft, sich aber für einen Haken statt eines Abschlusses entscheidet, dann noch zwei Haken schlägt und den Ball nicht im Tor versenkt. Sei es drum, nächste Woche dann aber. Schöningens Sieg geht vollkommen in Ordnung, Glückwünsche an dieser Stelle und auf dem Weg in die Regionalliga wird es nur wenige Teams geben, die mehr in den Hut werfen können als diese hochkarätig zusammengestellte Truppe. Christian Beck hatte nach dem Spiel noch Zeit für den einen oder anderen Plausch und bezeugte seine fußballerische Klasse auch mit einer großen Prise Sympathie.

Der SVA versuchte sich in folgender Besetzung: Geesmann, Owusu, Kranz, Alten (46. Lučić), Bahls, Barakzaie, Ballerstedt (64. Riebesam), Schenk, Denker, Stiller (59. Prior Bautista), Jüttner (75. Katunda);

Tim Stiller läuft Christian Beck davon

Samstag beginnt die Oberliga

Das Pokalaus bedeutet zumeist, dass sich nun vollkommen auf die Liga konzentriert werden kann. So auch beim SV Arminia und das kommende Ligaspiel findet im Rudolf-Kalweit-Stadion statt. Zu Gast am kommenden Samstag ab 18:00 Uhr ist der USI Lupo-Martini Wolfsburg, der in der vergangenen Saison immerhin als Tabellenzweiter einlief und die Relegation um den Regionalligaaufstieg gegen den Bremer SV verlor. Es wird also nicht sonderlich leichter, aber bange machen gilt nicht.

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