Sommer, Sonne, Heimspielniederlage

Nach einigen tristen Tagen schaute noch einmal die Sonne heraus und bot die Möglichkeit, kurze Ärmel und Hosen aufzutragen. Was bot sich also Besseres an, als einen Ausflug in das schönste Stadion zu unternehmen? Da braucht es wirklich nicht den Neckermannkatalog, um die ideale Buchung für einen Kurzurlaub vorzunehmen. Einmal Bischofshol, bitte. Dazu nehmen wir das Unterhaltungsprogramm und kalte Getränke. Bitte, danke, Abfahrt!

Zwanzig Minuten richtig mies und doch nicht komplett storniert

Nach individueller Anreise öffneten sich die Pforten der Traumunterkunft am Bischofsholer Damm. War der Ausflug am vergangenen Wochenende in das beschauliche Hafenstädtchen Emden noch den Wetterkapriolen zum Opfer gefallen, gibt es im schönen Bad Bischofshol die Sommergarantie und so lockte bestes Wetter eine stattliche Anzahl Touristen ins weite Rund. Chefanimateur Semir Zan änderte sein Ensemble auf zwei Positionen im Vergleich zum letzten Auftritt. Im Tor stand erstmals Robin Soeradhiningrat, der jüngst vom schönen Deister an den Messeschnellweg gewechselt war und im Angriff begann mit Aadam  Sayed ein Spieler, der es kennt an schönen Urlaubsorten zu kicken. Nach einem Jahr Dubai ist es nun eben der Süden Hannovers. Die Plätze wurden eingenommen, das Spiel begann und zwar ganz anders, als es im Programmheft angekündigt war. Die Truppe in blau wirkte wie nach einem Flug um den halben Erdball und der Jetlag sorgte für eine Tranigkeit bisher unbekannten Ausmaßes. Die erste Aktion der Gäste aus Oldenburg führte direkt zu deren Führungstreffer. Es war so einfach wie das Bestellen eines Gin Tonics im All-Inclusive-Hotel. Jeder durfte mal, keiner hat Einwände und am Ende wird der Ball so einfach versenkt wie der Stromhalm in das benannte Mischgetränk. 0:1, 7. Minute. So ging es weiter. Die Busbesatzung einer Heizdeckenverkaufsfahrt nach Bad Münstereifel agiert aggressiver als die Abwehr der Blauen und so orderten die Oldenburger einen Nachschlag, wieder hatte niemand etwas dagegen und wieder wurde so klaglos serviert wie zuvor. 0:2, 11. Minute. Wer gedacht hätte, dies gehörte zum Unterhaltungsprogramm und nun käme die Wende, sah sich getäuscht. Orientierungslos wie kleine Kinder auf dem Frankfurter Flughafen präsentierte sich die Abwehr in blau, die Zweikämpfe am Kuchenbüffet in der Eifel werden härter geführt. Eine kurze der Ecke der Oldenburger fand ihren Abnehmer, Kopfball, knapp drüber. Eine Zeigerumdrehung später klingelte es erneut, Yannick Kranz ließ sich über links überlaufen wie von japanischen Touristen in Heidelberg, im Zentrum passte Yannick Bahls ebenso wenig auf wie sein Namensvetter auf außen und es stand 0:3. Es war der vierte Ballkontakt von Robin Soeradhiningrat. Zu einem Abstoß nach besagtem Kopfball kamen drei Abwürfe, nachdem der Ball aus dem Tornetz gesammelt wurde. Das Publikum wurde nun wüst, so stand es nicht im Katalog. Teilweise erinnerten die Szenen an Frühstücksbüffet auf Mallorca, wenn nicht rechtzeitig und ausreichend Rührei nachgelegt wird, so sehr wurde endlich zum Handeln aufgefordert. „Bewegt euch endlich mal!“, das Servicepersonal aus Rhodos wird diese Sprüche kennen. Nach 20 Minuten, die wirklich keine guten Rezensionen eingebracht haben dürften, legten die Urlaubspiraten von Semir Zan dann aber los. Einen ersten Ball schoß Fahad Barakzaie noch in Richtung Kinderkrankenhaus, den Ersatzball wuselte Luis Prior Bautista durch Oldenburgs Abwehr wie sonst nur Mopeds durch seine Heimatstadt Sevilla wuseln und fand David Lučić, der sich nicht nur an der kroatischen Mittelmeerküste auskennt sondern auch am Ball und diesen volley ins Ziel drosch, wie sonst nur der fünfte Julischka an einem lauwarmen Sommerabend in den Kopf zwiebelt. Das Publikum war begeistert, wollte aber mehr. So sind sie, diese Urlauber. Arminia kam besser ins Spiel, aber nicht zu nennenswerten Abschlüssen. Klingt wie ein Kegelausflug nach El Arenal, war aber doch besser anzusehen. Luis Prior Bautista schickte Lasse Denker ins eins zu eins wie sonst nur nach Mitternacht an der Hotelbar, aber Lasse Denker scheitert. Kurz vor der Halbzeit war es wieder Lasse Denker, der hätte einnetzen können, aber dieses Mal war eine Abseitsfahne im Weg und so war die erste Halbzeit Geschichte. Ab aufs Zimmer, mal durchatmen und dann mal gucken, was noch so geht.

Das volle Programm in Halbzeit zwei

Die zweite Halbzeit begann recht kurzweilig. Das Abendprogramm wurde eingeleitet durch einen sehenswerten Kopfball von Lasse Denker, der nur knapp über das Gehäuse flog. Die Geschwindigkeit wurde angekurbelt wie das Karaokeprogramm am Pool spätabends und Yannick Bahls hätte fast den Lahmannhügel zum singen gebracht, sein Kopfball verpasste das Tor der Oldenburger jedoch auch nur knapp. Wenn gar nichts mehr geht, muss es die grobe Kelle richten und dafür hat der SVA Marc-Benjamin Klusmann im Kader, der im Anschluss an eine Ecke sich nicht das Handtuch von der Strandliege ziehen ließ, sich behauptete und seinen Körper einsetzte. Denn Ball nickte er zurück auf Aadam Sayed und der bewies sein Können, indem er kaltschnäuzig verwandelte! Nur noch 2:3, noch eine knappe halbe Stunde zu spielen. Oldenburg war indes stehend fertig wie nach einem Tag im Disneyland, aber der SVA wollte noch eine Runde fahren. Lasse Denker brachte die Achterbahn in Schwung, flankte diagonal durch den Strafraum der Huntestädter und fand Luis Prior Bautista, der wusste, was das Publikum wollte. So servierte er einen herzhaften Gaumenschmaus in Form eines schönen Dropkicks, der unhaltbar im langen Eck der Oldenburger einschlug. Ausgleich, 3:3! Unbändiger Jubel im RKS, als hätte man gerade die letzte noch geöffnete Taverne in Rimini gefunden! Eine Runde sollte noch bestellt werden, es gefällt doch gerade so gut! Der eingewechselte Marian Rutkowski, er trug übrigens die Rückennummer 24, legte auf Yannick Bahls auf, der köpfte knapp daneben. Eine Minute später, eine letzte Bestellung wurde aufgegeben und wieder servierte Marian Rutkowksi von der Karte. Marc Klusmann war das Ziel, aber der verpasste ebenfalls knapp. Es gehört zu den Geschichten von Urlaubsausflügen, dass irgendwann die böse Überraschung kommt. In diesem Fall war es der VfL Oldenburg, der kurz vor Ende mit dem zweiten Torschuss seit der 19. Minute dem SVA die Rechnung servierte: 3:4, 85. Minute. Da war es hin, das schöne Urlaubsgefühl. Regen auf Mallorca, kaputter Mietwagen in der Toskana und Kakerlaken im Schlafzimmer in Ägypten. So hatten wir das nicht gewollt. Was bleibt, sind die schönen Erinnerungen von einem Spiel mit Herz und Willen. Leider nur ab Minute 20 und noch mehr leider auch nur bis zur 85. Minute. Kann man sich auch nichts von kaufen, aber so ist das mit Ausflügen nochmal. Würden wir nochmal buchen? Auf jeden Fall! Nehmen wir dasselbe Programm nochmal? Bitte nicht. So wurden im Abfertigungsgebäude des Rudolf-Kalweit-Stadions noch lange Erinnerungen und Fotos ausgetauscht und wehmütig daran gedacht, wie es hätte sein können. Naja, in zwei Wochen wieder.

Urlaubsidyll bei Nacht

Sonntag gehts nach Rotenburg, Busplätze sind noch vorhanden

Nächsten Sonntag geht es wieder auf Reisen. Das beschauliche Rotenburg wird besucht und verlorene Punkte sollen wieder eingesammelt werden. Das Problem hierbei ist die unglaubliche Heimstärke der Rotenburger. Aber das soll uns nicht davon abhalten, die Blauen vor Ort zu unterstützen. Los gehts um 15 Uhr im Stadion in der Ahe. Wer den SVA  in der Stadt vom ehemaligen DFB-Präsidenten Rainer Grindel unterstützen mag, melde sich per Mail bei sva.auswaertsfahrt@gmail.com und ergattere einen der letzten Plätze im Bus. Los gehts um 11:00 Uhr am RKS, Mitglieder bezahlen für die Reise 20 Euro, ansonsten werden 25 Taler fällig.

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