Der SVA bricht mit dem Gesetz der Serie und gewinnt in Rotenburg 3:1
Fußball, darauf kann man sich einigen, ist deswegen so beliebt, weil die Regeln relativ einfach und verständlich sind. Neben den Regeln im Regelwerk gibt es auch so einige ungeschriebene Regeln, die sich in diesem Sport durchgesetzt haben und immer wieder auf die Probe gestellt werden. So funktioniert es im Sport und so funktioniert es im Allgemeinen. Der SV Arminia begnügte sich damit, erst einmal die Regeln, ob niedergeschrieben oder ungeschrieben, im Fußball zu überprüfen. Das ganze geschah mit eine Verspätung von 20 Minuten, denn auch diese Regel ist bekannt: Willst du pünktlich am Zielort ankommen, dann nimm lieber den Zug. Der SVA nahm den Bus, parkte diesen bereits in Schwarmstedt in einer Vollsperrung und kam später als geplant in Rotenburg an. Fußball ist nun auch ein Spiel des Miteinanders, so wartete der Gastgeber freundlich und die Zugreisenden aus Hannover überprüften in der Wartezeit, was für Erzeugnisse aus Wasser, Gerstenmalz und Hopfen so gebraut werden können.
Sommerkick und kalte Dusche in Halbzeit eins
Um 15:20 Uhr pfiff der Unparteiische Sebastian Lampe das Spiel im Rotenburger Stadion an der Ahe an. Für die Überwachung des Regelwerks im Fußball hatte er zwei Freunde mitgebracht, die mittels bunter Fahnen an der Seitenlinie die Einhaltung der selbigen überwachten und entsprechende Signale gaben. Der zahlreiche Anhang der Arminen feuerte die Truppe um Semir Zan stimmgewaltig an, die mit Tim Stiller auf der Position des Linksverteidigers begann und im defensiven Mittelfeld mit dem wiedergenesenen Jan Schenk und Neuzugang Marian Rutkowksi starteten, die die sogenannte Doppelsechs bildeten. Eine dieser ungeschriebenen Regeln im Fußball besagt, dass man zu Beginn durchaus mal schauen kann, was der Gegner so macht. Darauf bezogen sich beide Team uns schauten sich an, was der Gegner so machte. Das war zunächst nicht viel Brisantes, umgangssprachlich also zunächst ein Spiel für Taktikliebhaber. Neuzugang Marian Rutkowski zeigte dann auf, dass Fußball durchaus auch ein ernsthafter Sport sein und setzte soetwas wie eine Duftmarke. Den fälligen Freistoß konnte der Gastgeber aus Rotenburg nicht gefährlich vors Tor der Arminen treten, stattdessen wurde es im Strafraum der Wümmestädter brenzlig, als eine Rückgabe zu kurz geriet und für Chaos im Strafraum sorgte. David Lučić setzte nach, konnte das Spielgerät aber nicht in Richtung Aluminiumgehäuse bugsieren. Eine Flanke von Tim Stiller, der inzwischen außer Torwart und Mittelstürmer jede Position des Spiels bekleidet hat, fand Luis Prior Bautista, aber der den Weg nicht ins Tor. Eine Viertelstunde war gespielt. Einen sehenswerten Konter des SVA unterband der Gastgeber nur durch ein Foulspiel, Lasse Denker wurde nicht regelkonform vom Ball getrennt und Schiedsrichter Sebastian Lampe verteilte hierfür folgerichtig einen gelben Karton. Eine Flank von David Lučić erwischte Yannik Bahls nicht richtig mit dem Kopf, ein schönes Zuspiel von Tim Stiller auf Aadam Sayed fand diesen in aussichtsreicher Position, aber der Querpass landete im Nichts und der Abschluss hätte vielleicht direkt gesucht werden müssen. Das ungeschriebene Regelwerk besagt hier, wenn ein Stürmer nicht weiß, wohin mit dem Ball, dann solle er ihn einfach ins Tor schießen. Nun, hätte man machen können. Eine halbe Stunde war gespielt, als David Lučić im Strafraum Rotenburgs zu Fall kam und ein sogenanntes Foulspiel als Ursache dafür ausgemacht werden könnte. Hierfür ist nach Regelwerk ein schriller Pfiff aus der Pfeife vorgesehen, anschließend darf das benachteiligte Team aus elf Metern den Ball ungestört auf das Tor schießen. So veranlasste der Schiedsrichter die Durchführung dieser Sanktion, aber im ungeschriebenen Teil der Fußballregeln steht, dass der Gefoulte nicht selbst diesen Schuss durchführen sollte. Warum das so ist, konnte nicht überliefert werden. Es muss sich um eine alte Tradition handeln. Wie dem auch sei, David Lučić wiedersetzte sich diesen Gepflogenheiten, vergewisserte sich, dass auch er den Strafstoß schießen dürfe und nach kurzer Konsultation mit dem Leitzordner der Fußballregeln ließ ihn der Schiedsrichter gewähren. Kurzer Anlauf, schwacher Elfmeter und trotzdem Tor. Auch das zählt, denn Haltungsnoten wurden im Fußball bisher nicht eingeführt. 1:0 für die Blauen, 31. Minute. Aadam Sayed wollte dann auch mal aufs Tor schießen, nahm sich das Herz in die Hand, natürlich nur umgangssprachlich, und schloss aus knapp 20 Metern ab. Knapp vorbei. Kurz vor der Pause jubelte dann der Rotenburger SV, ein Freistoß aus dem Halbfeld wurde länger und länger und am langen Pfosten, der übrigens genauso lang ist wie der kurze, wurde der Ball über die Linie gedrückt. Freude auf der Tribüne, Jubel in der Fankurve des Gastgebers und ein böses Erwachen. Der beste Freund von Schiedsrichter Sebastian Lampe, Tammo Siemoneit, wedelte aufgeregt mit seiner Signalfahne und deutete eine Abseitsposition an. Wenn wir eingangs von simplen Regeln geschrieben haben, dann haben wir diese ausgeklammert. Aber auch hier gibt es eine ungeschriebene Regel und die besagt, dass immer dann abseits ist, wenn der Linienrichter winkt und der Schiedsrichter pfeift. So wie dieses Mal. Also abseits. Die Arminen bekamen nach 45 Minuten einen Eckball zugesprochen, den Lasse Denker in den Strafraum drosch und Yannick Kranz in Richtung Giebel köpfte. Eine Glanztat des Rotenburger Tormanns verhinderte das zweite Tor der Blauen. Dass der SVA dennoch nicht mit einer Führung in die Katakomben ging, hängt mit einer anderen Regelkonstellation zusammen. Der Schiedsrichter zeigt eine Nachspielzeit an, in diesem Falle drei Minuten. Sie wird aus mehreren Faktoren berechnet, hauptsächlich aber danach, wie lange der Schiedsrichter noch Lust auf Fußball hat. Das waren dieses Mal dann aber fünf Minuten statt derer drei und die letzte Rotenburger Ecke der Halbzeit bugsierte Moritz Alten ins eigene Tor. Ja, das war so im Regelwerk nicht vorgesehen. Angepfiffen wurde gar nicht erst wieder, auch das ist in Ordnung und so ging es mit dieser kalten Dusche in die Kabine, obwohl diese dem Vernehmen nach auch warm sein sollten. Wie dem auch sei, geduscht wurde eigentlich in der Halbzeit gar nicht, aber geärgert wurde sich dennoch in der Kabine der Blauen.
In Durchgang zwei spielt nur der SVA
Die Regularien des Fußballs sehen vor, dass zwei Halbzeiten zu spielen sind auch hier wurde den Vorgaben entsprochen. Theoretisch soll es darum gehen, dass beide Mannschaften um Tore und entsprechende Punkte ringen, aber in diesem Falle war es vordergründig der SV Arminia, der sich diesem Unterfangen annahm. Einen ersten Versuch unternahm Lasse Denker, der auf Aadam Sayed flankte und diesen so in Szene setzte. Allerdings genügt dies nicht, denn auch der Ball sollte in Szene gesetzt werden und noch besser in die Maschen des Tores. Das gelang nicht, der Abschluss war nicht erfolgsversprechend. Besser gelang dies nach einer guten Stunde David Lučić, der einen Ball von Marian Rutkowksi sehenswert an- und mitnahm und alleine aufs Rotenburger zusteuerte. Heber, Jubelschreie und bange Blicke, aber in größter Not wurde der Ball von der Linie gekratzt und diese wirklich schöne Aktion nicht mit Zählbarem veredelt. Sieben Minuten später versuchte es Lasse Denker, aber wieder war es der Freund des Schiedsrichters, der mittels Fahneneinsatz eine unkorrekte Spielsituation anzeigte. Tatsächlich dürfte dies stark angezweifelt werden, aber am Ende hat doch immer der Unparteiische recht und von ausgleichender Gerechtigkeit ist die Rede in den ungeschriebenen Kapiteln der Fußballweisheiten. Hier könnte die Frage gestellt werden, ob Gerechtigkeit nicht immer ausgleichend sein müsste, aber das soll an anderer Stelle diskutiert werden. Wenig diskutiert werden musste nach 70 Minuten, denn wieder drang David Lučić in den Strafraum Rotenburgs ein, wieder wurde er nicht regelkonform vom Ball getrennt und wieder entschied der Unparteiische auf Strafstoß. Eine Lücke im Regelwerk versuchte nun Rotenburgs Abwehrbrumme Sämi van den Berg zu finden, denn beim Strafstoß dürfen nur Torwart und der ausführende Spieler im Strafraum anzutreffen sein. Wenn der foulende Spieler einfach liegenbleibt und nicht aufstehen möchte, dann dürfte doch ein Strafstoß ausgeführt werden, so seine These. Schiedsrichter und Spieler beider Mannschaften insistierten aber darauf, doch bitte weitermachen zu wollen. Wir wollen doch auch irgendwann alle nach Hause und nach einer gefühlten Ewigkeit räumte der Verteidiger seinen Streikposten. Nun ist es im ungeschriebenen Gesetz des Fußballs so, dass der Gefoulte niemals… Ach, das hatten wir schon. Wenn Bewährtes funktioniert, dann bleib dabei. Auch das ist eine Idee des Fußballspiels und so erinnerte sich David Lučić an diese Weisheit, legte sich die Murmel zurecht und netzte eiskalt den fälligen Strafstoß in die Maschen des Gehäuses Rotenburgs. Wer nun dachte, der Gastgeber würde nun auf den erneuten Ausgleich drängen, der sah sich getäuscht. Nochmal wollte der SVA das Heft des Handelns nicht aus der Hand geben. Luis Prior Bautista scheiterte im Duell gegen Rotenburgs Torwart und vergab die Vorentscheidung. Die Taktik der Nadelstiche schien aufzugehen, wie ein weiser Fußballphilosoph im Auswärtsblock aus dem Fußballalmanach der großen Weisheiten zitierte. Was nach Akupunktur klingt, sah auf dem saftigen Grün doch anders aus. Ein weiterer Vortrag des SVA legte Capitano Yannick Bahls mit dem Kopf auf den eingewechselten Chris Katunda, der nicht lange fackelte und den Ball zum dritten Mal für seine Farben durchs Eckige drosch. Fünf Minuten vor Ende war die Messe gelesen, wie man im Fußballjargon zu sagen pflegt. Luis Prior Bautista hatte das vierte Tor auf dem Fuß, aber eine Fußspitze eines Verteidigers verhinderte den Einschlag. Indes musste viel Krautwasser die Wümme hinabfließen, bis der Heimatverein Reinhard Grindels zu einer Torchance kam, die von Robin Soeradhiningrat mit einer Glanztat vereitelt wurde. Es lief hier bereits die letzte Minute. Die letzte Aktion begingen zwei Einwechselspieler unter sich, Fahad Barakzaie legte den Ball sehenswert quer auf Marc-Benjamin Klusmann, der aus 18 Metern draufhielt. Aber Rotenburg ist nicht Heeslingen und so beendete Sebastian Lampe seinen Arbeitstag mit einem melodischen Abpfiff. Auswärtssieg des SVA in Rotenburg, welches die erste Heimspielniederlage im Jahr 2023 hinnehmen musste. So wurde die letzte Fußballregel des Tages auch in die Tat umgesetzt, denn Siege soll man feiern, wie sie fallen und das taten die knapp 40 Fans des SVA mit den Spielern und dem Personal und gemeinsam wurde die Übereinkunft getroffen, dass solche Auswärtssiege durchaus wiederholt werden dürfen. Nichts Gegenteiliges steht im Regelwerk des Fußballs, egal ob die offizielle Variante oder die der Weisheiten konsultiert wird.
David Lučić verwandelt auch den zweiten Elfmeter des Tages
Nächsten Samstag kommt Besuch vom Deister
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel und das nächste Spiel ist immer das Schwerste. Idealerweise wird es trotzdem gewonnen und bei dem Gegner wird es mal wieder Zeit. Der 1.FC Germania Egestorf/Langreder gastiert am Bischofsholer Damm und hat letzte Saison gleich dreimal teils deutlich den SV Arminia geschlagen. Das soll diese Saison anders werden und bei hoffentlich bestem Fußballwetter darf es gerne voll werden im weiten Rund. Eröffnet wird dieser Kräftevergleich um 17:30 Uhr. Der Gast aus dem Barsinghäuser Ortsteil wird dieses Spiel vermutlich als Derby anpreisen, aber als Experten im Regelwerk des Fußballs wissen wir, dass dieser mit Pferderennen so gar nichts zu tun hat. Wir bleiben beim Spiel mit dem Ball und sehen uns in Bischofshol!