Auswärts ungeschlagen – Punkt in Hildesheim erkämpft
Das Gastspiel in Hildesheim nimmt im Ranking der beliebtesten Auswärtsfahrten der Oberliga auf jeden Fall einen der oberen Plätze ein. Neben der bequemen Anreise per Zug überzeugen vor allem das gastronomische Angebot der Altstadt sowie das Friedrich-Ebert-Stadion. In Zeiten, in denen künstlich hochgezüchtete Dorfvereine mit entsprechend seelenlosen Sportanlagen immer mehr Überhand nehmen keine Selbstverständlichkeit. Von daher machten sich gut 60 Blaue bei farbgleichem Himmel auf den Weg in die gut 30km entfernte Rosenstadt, um ihrer Mannschaft an der Pottkuhle die Daumen zu drücken.
Griffige Zweikämpfe, hauchdünne Halbzeitführung
Eine Woche nach der blutlosen Vorstellung beim Heimspiel gegen Germania Egestorf/Langreder wechselte Semir Zan auf mehreren Positionen: Für den gesperrten Moritz Alten rückte Marc-Benjamin Klusmann in die Innenverteidigung, zwischen den Pfosten bezog Erik Geesmann Position und im Sturm begann Finn Jüttner. Offenbar hatte die Kabinenansprache des SVA-Coaches gezündet, denn über die gesamten 90 Minuten legte die Mannschaft eine konzentrierte, engagierte und kämpferische Leistung an den Start und schloss damit die eklatanten Lücken, die in der Vorwoche aufgezeigt worden waren. Die Anfangsviertelstunde lässt sich in bestem Fußballsprech mit als taktisch geprägt und an Höhepunkten arm beschreiben. Zu einer ersten Torannäherung kam es nach 10 Minuten, als ein Hildesheimer Freistoß knapp am Tor vorbeisegelte. Ein gut herausgespielter Gegenangriff über die Stationen Rutkowski-Bahls-Lučić wurde in abseitsverdächtiger Position zurückgepfiffen. Ansonsten konnten die knapp 500 Zuschauer im Friedrich-Ebert-Stadion ein temporeiches und von vielen Zweikämpfen geprägtes Spiel notieren. Ändern sollte sich dies in Minute 30. Die erste Ecke für Arminia wurde geklärt und blitzschnell schaltete Hildesheim auf Konter. Aber nicht mit Klusmann, der den Ball sauber vom Gegner trennte und auf Owusu passte. Dessen flache Hereingabe fand Jüttner, der den Ball aus kurzer Distanz gekonnt mit der Hacke am Torwart vorbeischob. 0:1 Führung und kollektiver Jubel im Gästeblock! Kurz darauf steckte Stiller auf Denker durch, der das 0:2 auf den Fuß hatte, aber im Hildesheimer Torwart seinen Meister fand. Hildesheim drängte auf den Ausgleich und zog das Tempo an, scheiterte jedoch an der gut sortierten Arminen-Offensive um Capitano Yannick Bahls. Dessen rustikale Grätsche in Minute 36 sah Schiedsrichter Tom-Leon Bender im gelben Farbspektrum und zog den Karton: eine wie sich noch herausstellen sollte folgenschwere Entscheidung. Kurz vorm Pausenpfiff scheiterten die Borussen zweimal aus nächster Distanz am gut aufgelegten Geesmann, sodass es mit einer knappen Führung in die Kabinen ging.
Umkämpftes Spiel an der Pottkuhle
Zwei Elfmeter und ein Platzverweis
Kurze Verschnaufpause, kurz Sonnencreme nachlegen und den Getränkevorrat aufstocken. Ein weiterer Pluspunkt an Hildesheim ist das lokale Einbecker Pils, das nur von ausgewählten Vereinen ausgeschenkt werden darf und eine hervorragende Alternative zu den Oligarchie-Bieren à la Veltins oder Krombacher darstellt. Aber zurück zum Spiel, das sich in Halbzeit Zwei zu einem wahren Nailbiter entwickeln sollte. Hildesheim begann schwungvoll, fand jedoch nicht das probate Mittel, um den Bischofsholer Abwehrriegel knacken zu können. Nach einer knappen Stunde eilte jedoch Hilfe von außen herbei. Infolge eines Trikotzupfers ging ein Hildesheimer Spieler schreiend im Strafraum zu Boden, sodass der Unparteiische kurz in die Pfeife blies und auf den Punkt zeigte. Den fälligen Strafstoß parierte Geesmann stark, lautstarker Jubel bis erneut ein schriller Pfiff durch die Pottkuhle hallte. Der übermotivierte Linienrichter sah ein verfrühtes Einlaufen gleich mehrerer Spieler und empfahl eine Wiederholung des Strafstoßes, welcher der pflichtbeflissene Halbparteiische eilfertig nachkam. Große Empörung auf blauer Seite, noch größerer Jubel als Geesmann erneut parierte und auch der Nachschuss übers Tor segelte. Doch erneut durchbrach ein schriller Pfiff die Jubelschallmauer. Yannick Bahls hatte seiner Freude angeblich zu sehr Ausdruck verliehen, weshalb der Parteiische erneut den gelben Karton zückte und den bereits verwarnten Kapitän unter die Dusche schickte. Fortan galt es also, noch eine halbe Stunde in Unterzahl gegen die Domstädter zu bestehen, die sich jetzt fest in der hannoverschen Hälfte einrichteten. Fünf Minuten später wurde Hildesheim ein Freistoß 18m zentral vorm Tor zugesprochen. Diesen schoss Yannik Schulze flach unter der Mauer hindurch ins Torwarteck und sorgte damit für den Ausgleich. Die letzte halbe Stunde glich einem Sturmlauf auf ein Tor, doch Angriffswelle für Welle brachen am Bischofsholer Damm, der erbittert verteidigt wurde. Bei steigender Flut warf Semir Zan vom Spielfeldrand noch verstärkende Sandsäcke auf Feld, sodass der Punkt am Ende in trockenen Tüchern blieb. Nach 90 Minuten und nicht enden wollender Nachspielzeit pfiff Tom-Leon Bender zum Gezeitenwechsel, der von Mannschaft und Fans gemeinsam gefeiert wurde.
Geht unter die Haut.
Nächsten Sonntag kommt der Tabellenführer
Nächste Woche kommt mit der TuS Bersenbrück die Mannschaft der Stunde. Der Kleinstadtclub spielt bislang eine starke Saison. Die einzige Pflichtspiel-Niederlage setzte es im DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach. In der Oberliga ist der Verein von der Hase bei 18 von möglichen 24 Punkten ungeschlagen. Aber jede Serie geht irgendwann zu Ende, idealerweise nächsten Sonntag um 15 Uhr!