Wieder Unterzahl, wieder Nackenschlag in der Nachspielzeit, wieder keine Punkte

Vorsfelde. Ein Stadtteil von Wolfsburg, der im Wappen ein sprechenden Wildschwein führt. Ein ausgestopftes Exemplar wurde einst vom Vorsfelder Bürgermeister geschossen und ist im Rathaus als ausgestopfte Trophäe zu bestaunen. Das Highlight in Vorsfelde ist dann selbstredend das Eberfest, von einer Partymeile ist hier die Rede und in ganz Vorsfelde wird dem männlichen Wildschwein gehuldigt. Dann der Schock: Der Keiler in der Amtsstube hat Parasiten und die Welt im beschaulichen Speckgürtels von Wolfsburg bekommt Risse. Wie soll ein Leben ohne Eber denn wohl aussehen? Nun, seit dem antiken Rom, dort wird man nie von Vorsfelde gehört haben, ist die Antwort hierauf in Spielen zu suchen. Ein solches fand im Drömlingstadion am gestrigen Sonntag statt und eines konnte man dem Kick nicht absprechen: Die Unterhaltung.

Hin und her in Halbzeit eins

Auf Wildschweinjagd geht man zumeist mit freiem Oberkörper und blau-weiß geringelten Hosen. Da wird aber nicht Gallien sind, ziehen wir uns besser obenrum etwas an und behalten den blau-weißen Dress dennoch bei. Häuptling Semir Zan beordertere Finn Jüttner in die erste Sturmreihe, wo er den gesperrten Aadam Sayed ersetzte. Auf rechts begann der wieder spielberechtigte Yannick Bahls statt Tom Becker und ansonsten war alles wie immer und sollte es dummerweise auch bleiben. Der Aufsteiger agierte in grün-schwarz und präsentierte den Jungs aus der Landeshauptstadt einen Spielball in orange. Etwas ungewöhnlich zu dieser Jahreszeit und auf grünem Geläuf, aber vielleicht hat auch das etwas mit Wildschweinen zu tun. Die Anfangsphase kann als durchaus diffus beschrieben werden, so richtiger Spielfluss wollte zunächst nicht aufkommen. Die erste Aktion hatte Andrew Owusu, der mit einer Rettungstat die Führung der Eberstädter verhinderte. Das dieser Spielstand nicht von langer Dauer sein würde, ist dem SVA höchst selbst zuzuschreiben. Erik Geesmann wartete mit der Spieleröffnung solange, bis der Gegner erfolgreich störte und erreichte statt des Mitspielers einen Vorsfelder, der sich für diesen Frischlingsfehler bedankte und zur Führung einschob. 1:0 Vorsfelde, 18. Minute. Dass der SV Arminia Moral zeigen kann, hatte er zuletzt reichlich bewiesen und tat es erneut. Keine Zeigerdrehung nach dem ersten Tor egalisierte Blau, Luis Prior Bautista schickte Marian Rutkowski in die Gasse und da dort gerade kein Eberfest stattfand, nutzte dieser Zeit und Raum und stellte auf Ausgleich. Der zahlreiche Anhang aus Bischofshol war begeistert. Luis Prior Bautista hätte das Spielgeschehen anschließend komplett drehen können, scheiterte aber im Duell mit dem Vorsfelder Keiler. Fünf Minuten später war es erneut die Vorsfelder Rotte, die jubelte. Arminia hatte im Verteidigungsverbund keinen Zugriff gefunden, die Sympathisanten des echten Schwarzwildes jubelten erneut. Abermals schüttelte sich der SV Arminia nur kurz, wieder war es ein gelungenes Umschaltspiel und dieses Mal fand Marc-Benjamin Klusmann eine Lücke im gräsernen Lebensraum der Allesfresser und vor allem fand er auch Finn Jüttner. Diesem gelang mit einem kunstvollen Distanzschuss der erneute Ausgleich kurz vor der Pause, wieder war der Anhang der Blauen hocherfreut und hätte fast die Führung bewundern können, doch Lasse Denker traf aus spitzem Winkel nicht ins Gehege. Pausenstand 2:2.

Einmal wie immer, bitte!

Die zweite Halbzeit begann zunächst druckvoll, nach einer Ecke von Lasse Denker nagelte Andrew Owusu volley über das Tor. Auf der anderen Seite zeichnete sich Erik Geesmann aus, mit einer Glanztat vereitelte er die Führung der Eberstädter. Anschließend stumpfte das Spielgeschehen ab, Filigranes war auf dem durchwühlten Boden nicht mehr zu sehen. Finn Jüttner wurde konternd regelwidrig aufgehalten, der Vorteil verpuffte jedoch durch einen Abschluss weiter über das Tor. Tim Stiller versuchte es aus der Distant, aber sein Versuch war ebenfalls zu hoch angesetzt. Vom so stark in die Saison gestarteten SSV kam zum Sommerschlussverkauf nicht mehr viel, aber auch die Blauen kamen nicht zu nennenswerten Abschlüssen. So wurde rustikal gespielt, Zweikämpfe geprobt und der eine oder andere blaue Fleck verteilt. Die Atmosphäre wurde hitziger, denn der SVA wollte sich mit dem Punkt nicht zufrieden geben. Wieder war es Finn Jüttner, dem sich die letzte Chance der Blauen bot, aber er scheiterte alleine vorm Schlussmann der Vorsfelder. Die letzten Minuten erinnerten dann doch sehr an vergangene Spiele. Ein Foul an David Lučić ahndete der Schiedsrichter mit einer gelben Karte, aber eben diesen Farbton bekam auch der Gefoulte gezeigt. Zu sehr war ihm diese Zweikampfführung missfallen und da auch im Osten Niedersachsens gelb und gelb in Summe gelb-rot ergibt, agierte der SVA die letzten Minuten in Unterzahl. Ein gewohntes Bild, denn das vierte Spiel in Folge beendete die Truppe um Semir Zan ein Spiel nicht mit voller Besetzung. Doch es kam noch schlimmer, denn die letzte Aktion des Spieles wurde von den Eberstädtern genutzt. Der SVA klärte allenfalls halbherzig, der Ball fiel vor die Füße eines Gastgebers und der Ball lag im Netz hinter Erik Geesmann. 3:2 Vorsfelde und der Abpfiff. Konsternierte Blicke und Frust auf den Rängen und dem Rasen, zumindest wenn man es mit den SV Arminia hält. In der Wolfsburger Vorstadt wurde eilig das nächste Eberfest einberufen und gewiss hat ein Barde noch bis tief in die Nacht auf seiner Harfe musiziert. Für die Gäste aus Bischofshol war es ein Nachmittag zum Vergessen, in der Tabelle hat man es sich nun unten eingerichtet.

Die nächste Sause wartet, wenn die BraWo McArena eingeweiht wird

Auf die Keiler folgen die Moorteufel

Am kommenden Sonntag stellen sich nach den Keilern dann die Moorteufel aus Bornreihe vor. Was klingt wie eine Comicreihe von unbeugsamen Galliern hat aber einen wahren Kern, denn aus dem kleinsten Oberligadorf Niedersachsen im Landkreis Osterholz kam man lange Zeit nur mit dem Torfkahn zu Auswärtsspielen. Hannover kann aber mittlerweile motorisiert angesteuert werden und neben ländlichen Kuriositäten, in Bornreihe steht das Erntefest mit Laternenumzug an, sollte es vor allem um Punkte gehen. Idealerweise bleiben die in Bischofshol. Es wäre mal Zeit.

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