Delmenhorst schickt die Blauen auf die Bretter – Sieglosserie hält an
Der Blick auf die Tabelle ist aktuell mit blauer Brille alles andere als behaglich. Dringend müssen Punkte her und da kam der SV Atlas Delmenhorst gerade recht. Die Truppe von Dominik Schmidt hat nicht nur riesige Verletzungssorgen im Gepäck, sie läuft diese Saison auch den eigenen Ansprüchen hinterher. Vor allem auswärts präsentieren sich die Atlanten schwach. Vielleicht genau der richtige Gegner für den taumelnden SV Arminia? Leider nein. Alles wie gehabt.
Katastrophale Standardverteidigung
Ein doch gut gefülltes Rudolf-Kalweit-Stadion sah ein Spiel zweier Teams, die sich die Saison eigentlich anders vorgestellt hatten. Arminia Semir Zan schmiss die Rotationsmaschine an und beorderte Moritz Alten in die Innenverteidigung. Außen verteidigten Tim Stiller und Marian Rutkowksi, Kriseld Doko nahm das Zepter im Mittelfeld in die Hand und verdrängte David Lučić auf die Bank. Die ersten Minuten gerieten recht ereignislos, einzig das Zweikampfverhalten von Marian Rutkowski kann Erwähnung finden, der sich über eine gewonnen Grätsche mächtig freute und so versuchte, Druck auf den Kessel zu bekommen. Ansonsten geriet der Boxkampf zwischen blau und blau-gelb zu einer Abtastphase in der Runde. Vielleicht gingen die ersten Runden punktemäßig an den SV Atlas, aber die erste große Torchance sollte den Blauen gehören. Nach einer Viertelstunde legte sich Kriseld Doko den Ball zum Freistoß zurecht und zirkelte das Gerät über die Mauer an den Delmenhorster Pfosten. Auch im 75. Spiel für den SVA sollte dem Albaner ein Torerfolg versagt bleiben. Nach Freistoß des erneut sehr engagierten Marian Rutkowksi nutzte Moritz Alten eine Zögerlichkeit des Delmenhorster Schlussmannes zu einem Kopf, der knapp vor der Linie geklärt werden konnte. Und defensiv? Die ganze Woche wurde das Standardverhalten in der Defensive geübt und an der Schwachstelle gearbeitet. In der Praxis sah es nach einer bereits glücklichen Abwehr zur Ecke dann so aus: Ecke, Kopfball, Tor. 21, Minute und der Gast führte. Das war sehr einfach. Die Blauen schüttelten sich aber nur kurz und steckten diesen Treffer ganz gut weg. Eine sehenswerte Kombination von Luis Prior Bautista und Lasse Denker landete bei Tim Stiller, der im Strafraum Finn Jüttner bediente. Der Mittelstürmer ließ sich nicht lange bitten und schlug zurück. Ausgleich, eine halbe Stunde war gespielt. Im Anschluss wurden zwei klare Handspiele nicht geahndet, jeweils eine Mannschaft fühlte sich benachteiligt. Während der SV Arminia um einen aussichtsreichen Konter gebracht wurde, hätten die Atlanten durchaus einen Handelfmeter zugesprochen werden können. Kurz vor der Pause dann die große Chance zur Führung für blau, aber der Einwurf von Finn Jüttner, den Lasse Denker auf Luis Prior Bautista ablegte, wurde vom andalusischen Kämpfer im Fliegengewicht nur um Zentimeter am Tor vorbeigelegt. Der Jubelschrei auf den Lippen der Fans verstummte. Wenn es nicht läuft, dann läuft es nicht. Pünktlich liefen die Matadore dann allerdings in die Kabine, denn der Pausentee wartete.
Katastrophale Standardverteidigung auch in Halbzeit zwei
In der zweiten Halbzeit wechselte der SV Arminia, denn für Pino Ballerstedt kam David Lučić und brachte gleich neuen Schwung in die Partie. Eine erste Ecke von Lasse Denker fiel im Abwehrversuch Kriseld Doko auf den Schlappen, der sofort abzog. Sein Geschoss aus 20 Metern wurde noch gefährlich abgefälscht, aber zur Beute des Gästekeepers. Ein Tor sollte dem Albaner in seinem 75. Spiel für die Blauen… ach, das hatten wir schon. Eine Minute später wurde Lasse Denker steil geschickt und machte sich auf und davon. In der Mitte lief Luis Prior Bautista mit, aber Platz, Gegner und verknotete Beine sorgten dafür, dass dieser den Ball nicht präzise erhielt und zum Schwinger ausholen konnte. Diese gute Chance versandete im tiefen Boden von Bischofshol und dort steckte fortan auch das Spielgeschehen fest. Beide Teams bekamen keinen Druck mehr hinter den Ball, Angriffe wurde zumeist früh unterbunden und von Spielfluss sollte auch nicht die Rede sein. Schön anzuschauen war es nicht, aber das durfte auch nicht erwartet werden. Der eingewechselte Aadam Sayed legte auf Lasse Denker raus, der den Ball aber in Richtung Straßenbahn flankte (67.) und ein langer Ball von Tim Stiller erreichte jenen Aadam Sayed nicht (69.), womit die Offensivaktionen der Blauen zusammengefasst sein dürften. Ein Tor lag in dieser Partie nicht mehr in der Luft, Atlas Delmenhorst hatte inzwischen mehrfach gewechselt und Spieler aus der Reserve gebracht, die eigentlich in der Bezirksliga beheimatet ist. Aber auch solche Spiele vermag Arminia aktuell weder zur gewinnen noch mit einem Remis zu beenden, denn die übliche Standardschwäche sorgte für den späten Knockout. Eine Ecke der Atlanten geriet lang durch den Strafraum der Blauen, am zweiten Pfosten stand niemand außer einem Delmenhorster, der von Dominik Grimpe angelaufen wurde und den Ball in die Mitte köpfte, wo wie so oft in dieser Saison nur der Gegner reagierte und alle beteiligten Arminen zusahen, wie der Ball ins Tor gestochert wurde. Wirkungstreffer und Vorentscheidung in der 83. Minute, der zum kompletten Zusammenbruch nur zwei Minuten später führte, als sich der SV Arminia auskontern ließ und auf die Bretter geschickt wurde. Offensiv war ohnehin nichts mehr zu bestellen und so war auch diese Partie gelaufen, der SV Atlas gewann sein zweites Auswärtsspiel überhaupt und der SV Arminia holte einen Punkt aus den mittlerweile letzten neun Spielen.
Luis Prior Bautista als Don Quixote im spanischen Ballett
Jetzt kommt Schöningen
Aus der Wahrscheinlichkeitsrechnung ist abzuleiten, dass die Möglichkeit auf einen Sieg größer wird, je mehr Spiele eine Mannschaft bestreitet. Da Fußball und Arithmetik eine beständige Kombination sind, werden auch nächsten Sonntag die Punkte nicht mit der Post versendet, sondern auf dem Rasenviereck hoffentlich mal wieder gewonnen. Wir werden sehen und zwar ab 14:00 Uhr, wenn der Klassenkrösus aus dem Elm vorstellig wird.