Niederlage gegen Schöningen und Konsternation beim SVA

Wieviele Möglichkeiten gibt es, ein Spiel zu verlieren? Zumindest aus der Kategorie „Spiele, die man nicht verlieren muss“ hat der SVA am Sonntag ein weiteres Kapitel dem Erfahrungsschatz hinzugefügt. Oftmals sind deutliche Niederlagen einfacher zu verarbeiten als schmerzhafte Niederlagen, aber einfach scheint diese Saison gar nichts zu sein. Aufgeben gilt natürlich trotzdem nicht!

Duell vom Punkt

Eine stattliche Gruppe von Schülerinnen und Schülern der IGS Südstadt fand sich diesen Sonntag im Rudolf-Kalweit-Stadion ein, um im Rahmen ihres Projektes „Dimensionen des Sportes“ so Einiges über Oberligafußball zu lernen. So wurden Interviews geführt, Fans befragt, der Instagram-Account des Vereins bespielt und am Ende gelernt, dass es verschiedene Versionen von Niederlagen gibt. Die gestrige Variante lässt sich als besonders schmerzhaft einordnen.

Die Elf von Semir Zan begann mit Yannick Bahls und Marian Rutkowski auf den Posten der Außerverteidiger, Tim Stiller musste verletzungsbedingt passen. Ebenso verletzt fiel Kriseld Doko aus, für ihn startete Fahad Barakzaie. Pino Ballerstedt verdrängte Lasse Denker auf links, im Zentrum begann David Lučić und die Blauen mit ordentlich Schwung. Ein erster Abschluss von David Lučić zentral ging noch über das Gehäuse. Ohnehin wirbelte Arminias Zehner zu Beginn richtig, erkämpfte sich den Ball und legte dann quer auf Aadam Sayed. Hier wäre ein eigener Abschluss vielleicht erfolgsversprechender gewesen. Marian Rutkowski kam nach schöner Kombination zum flanken, gefährlich wurde die Hereingabe aber nicht. Eine Balleroberung im Mittelfeld von Jan Schenk landete bei Aadam Sayed, der allerdings den Ball in Richtung Pferdeturmkreuzung drosch. Und die Gäste vom Elm? Der Krösus der Liga, namhaft verstärkt im Sommer und mit großen Ambitionen gestartet, blieb blaß. Eine Viertelstunde gelang dem Kunstprodukt aus dem ehemaligen Zonenrandgebiet nichts, aber eine gute Ballstafette genügte, um auf Keeper Erik Geesmann zuzulaufen, der sein Bein ausfuhr und den nötigen Kontakt für einen Elfmeter herstellte. Ohne den obligatorischen Schrei und den doppelten Abroller geht in Ostniedersachsen gar nichts, der Elfmeter dennoch in Ordnung und so stand es 0:1 aus Sicht der Arminen. Kurz darauf erlöste Gästetrainer Bastian Breves den völlig indisponierten Johannes Lutz, der nach sechs Minuten bereits den gelben Karton sah und der für sein zweites rüdes Foul nach 16 Minuten eigentlich des Feldes hätte verwiesen werden müssen, aber Schiedsrichter André Eikens aus Meppen drückte mehr als ein Auge zu. Glück für die Gäste, auch ohne blaue Brille hätte es hier in Unterzahl weitergehen müssen. Der SVA war zunächst verunsichert, ein langer Ball auf Aadam Sayed von Pino Ballerstedt geriet zwar aussichtsreich, aber ebenso ins abseits. Auch ein Freistoß von Fahad Barakzaie aus der Distanz war wenig erfolgsversprechend. Es musste also anders laufen und so lief es auch. Aadam Sayed im Laufduell mit Daniel Reich, als Profi immerhin Deutscher Meister mit dem VfL Wolfsburg, endete mit einer rüden Attacke des Speerstädters. Erneut Elfmeter, erneut hätten sich die Gäste nicht über einen Platzverweis beschweren können, hatte auch der zweite Innenverteidiger bereits frühzeitig den gelben Karton gesehen. Denn fälligen Strafstoß verwandelte David Lučić eiskalt zum Ausgleich nach einer halben Stunde. Kurz danach sah es so aus, als könnte das Duschwasser im Rudolf-Kalweit-Stadion bereits angeheizt werden, aber auch das dritte heftige Foul von Schöningens Nummer 30 bescherte dem Gast nicht die inzwischen fällige Unterzahl. Erwähnenswert ist bestimmt noch eine Glanztat von Erik Geesmann kurz vor der Pause, den fälligen Eckball bekam der ehemalige Profi Christian Skoda auf den Huf und jagte das Kunstleder irgendwo in Richtung Bismarckbahnhof. Halbzeit in Bischofshol, der SVA zeigte eine engagierte Leistung und war das deutlich bessere Team.

Unglaubliche Schlussphase kostet den Sieg

In der zweiten Halbzeit sollten die Schülerinnen und Schüler den Unterschied von Profifussball und gehobenem Oberligafußball lernen. Die inzwischen um einen weiteren ehemaligen Bundesligaspieler ergänzte Startruppe aus dem Elm blieb einfallslos im Fußballspiel aber facettenreich in der Erzeugung von Standardsituationen. Kein Schrei zu billig, kein Gewälze zu überflüssig. Spielen war dem SV Arminia überlassen und das tat er auch. Aadam Sayed schickte Pino Ballerstedt auf die Reise, der den Keeper der Gäste umkurvte aber an einer letzten Fußspitze hängenblieb. Ebenso formschön der Konter über David Lučić und Yannick Bahls, dessen Hereingabe auf Aadam Sayed nur knapp geklärt werden konnte. Erik Geesmann rettete nach einem schlimmen Ballverlust im Aufbauspiel nach knapp 65 Minuten, bevor Referee André Eikens vollkommen die Übersicht verlor. Ein Ellbogenschlag ins Gesicht von David Lučić wurde ebenso wenig geahndet (70.) wie ein Crosscheck an Lasse Denker, der am Pferdeturm von den Hannover Indians beklatscht worden wäre, im Fußball hingegen wenig zu suchen hat. Im Folgenden geriet die Auslegung von Foulspielen zu einer Art Roulette, die nicht nur dem SVA mißfiel, auch die FSV Schöningen hatte durchaus Grund zum klagen. Fußball wurde auch gespielt, und wie! Die Blauen schickten in Person von David Lučić den startenden Luis Prior Bautista auf die Reise und die andalusische Version des Duracell-Hasen lief und lief und verwandelte eiskalt zur Führung der Arminen! Jubel, Trubel, Heiterkeit! Knappe 80 Minuten waren gespielt und es sollte fast noch besser kommen, denn der eingewechselte Finn Jüttner eroberte selbst den Ball, machte sich auf und davon und hatte den Deckel des Topfes quasi auf dem Fuß. Klingt komisch, aber im Fußballjargon gibt es bekanntlich die merkwürdigsten Metaphern. Sieben Meter alleine vorm Tor kam der Deckel nicht auf den Topf, der Ball nicht ins Tor und statt ins Netz zirkelte Finn Jüttner den Ball auf Schöningens wohl wichtigste Plauze des Tages. Vorentscheidung vertagt, aber nur noch drei Minuten. Was sollte da schon passieren? Nun, es passte in die Saison, dass noch gar zwei Katastrophen auf die Blauen warteten. Zunächst flog eine Flanke aus dem Schöninger Halbfeld solange durch die Hälfte der Arminen, dass beinahe Schnee auf dem Ball lag. Am Ende der Flugbahn im Fünfmeterraum der Blauen warteten aber weder die Hände Erik Geesmanns noch die Stirn Marc-Benjamin Klusmanns, sondern der Schädel von Ex-Profi Christian Beck, der diesen langen Ball einfach einnickte. Unglaublich, aber leider wahr. Ebenso wahr, dass die Speerstädter mit ihrem zweiten gefährlichen Spielzug des Tages in der Schlussminute über die linke Abwehrseite des SVA via Kurzpassspiel nochmal zum Abschluss kam und auf die Führung stellte! Der SVA warf noch einmal alles nach vorne und hatte die dicke Chance zum Ausgleich, ein schnell ausgeführter Freistoß von David Lučić landete bei Pino Ballerstedt, der frei vorm Tor den Ball am Schlussmann und leider auch knapp am Tor vorbeilegte. Damit war das Spiel aus und der SVA verlor eine Begegnung, die eigentlich nicht zu verlieren ist. Konsternierte Gesichter und Fassungslosigkeit im weiten Rund, aber nach ein paar Minuten des Schüttelns auch Stolz über diese Leistung! Der SVA spielte engagiert und couragiert gegen eine Truppe, die mit ihrem Etat in ganz andere Sphären vordringen wollte und kann sich wenig vorwerfen lassen, außer vielleicht der Tatsache, auch die unglaublichsten Spiele zu verlieren.

David Lučić eiskalt vom Punkt, der Anhang feiert euphorisch

Samstag nach Rehden

Nach dem Spiel saßen Trainer, Vorstand und Spieler zwei Stunden zusammen und haben die Situation Paroli laufen lassen, um Horst Hrubesch zu zitieren. Die Leistung macht Hoffnung und Mut und kommenden Samstag beim Absteiger aus Rehden soll angeknüpft werden an diese Vorstellung. Dieses Mal sind die Punkte fällig und der Anhang ist aufgerufen, aus dem Auswärtsspiel im Kreis Diepholz ein Heimspiel zu machen. Gemeinsam gegen die Serie, packen wir es an! Karten für den Bus sind noch zu haben, unter sva.auswaertsfahrt@gmail.com gibts noch Plätze für schmale Taler und breites Grinsen. Ersteres garantiert, Zweiteres optional.

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