Chancenlos beim Spitzenreiter

Was wurde nicht alles vor dem Nachholspiel beim BSV Kickers Emden geschrieben und geredet. Nachdem letzten Freitag der SV Ramlingen/Ehlershausen umsonst die lange Reise nach Ostfriesland antreten musste, um sich vor Ort von den katastrophalen Platzverhältnissen überzeugen zu dürfen, versuchte der klamme Traditionsverein aus der Ottifantenstadt auch dieses Spiel unbedingt stattfinden zu lassen. Im Rahmen einer Art weihnachtlichen Spendengala sollte der Hauptgang ein Fußballspiel sein, zu dem der angeschlagene Club nochmals Zuschauereinnahmen in diesem Jahr generieren wollte. So weit, so verständlich. Auf diesem Platz war ein ordentliches Fußballspiel kaum möglich, wie auch bewiesen wurde und ohne Schuldenberg wäre der Nikolausabend vermutlich abends vor dem Kamin verlaufen. Zur Geschichte gehört aber auch, dass beide Truppen auf demselben Geläuf ihr Glück versuchen mussten und letztlich die Qualität vom Topfavoriten auf den Aufstieg der Unterscheid war. Damit sei an dieser Stelle alles über die Rahmenbedingungen gesagt, über die man vermutlich noch in Jahren schwadronieren wird. Eine Art Fußball wurde auch gespielt, im Folgenden soll das eigentlich Unbeschreibbare geschildert werden.

Frühes Gegentor und eine Zeit auf Augenhöhe

Begleitet von einigen Auswärtsfans begann der SVA mit Moritz Alten in der Innenverteidigung, der den an Covid erkrankten Marc-Benjamin Klusmann vertrat und Tim Stiller auf der Linksverteidigerposition. Hierfür rückte Marian Rutkowksi zurück ins defensive Zentrum. Der SVA spielte in Halbzeit eins mit der ablaufenden Tide auf und hatte damit die größten Schlickbahnen auf der linken Seite zu verteidigen.

Die Elf von Semir Zan begann gut und hatte nach Foul an David Lučić die erste nennenswerte Möglichkeit durch einen Freistoß von Tim Stiller, der aber etwas schwach getreten in den Fängen des Emder Schlussmanns landete. Die erste Möglichkeit der Kickers über die rasenfreie linke Seite des SVA wurde gleich gefährlicher, der Ball strich nur knapp am langen Pfosten vorbei. Die nächste Torchance der Kickers saß allerdings, Marian Rutkowski rutschte weg und ließ Emdens Tido Steffens in den Strafraum eindringen, wo nach einem Geflippere der Ball in einem Wasserloch liegenblieb und von dort zur Führung der Hausherren eingenetzt wurde. Neun Minuten waren gespielt und der Matchplan buchstäblich im Eimer. Es folgte die stärkste Phase der Arminen mit einer guten Chance von David Lučić nach zwölf Minuten und einer ansehnlichen Kombination, die allerdings in einer Abseitsposition mündete. Die Blauen schwammen sich sprichwörtlich frei und gewöhnten sich an das neue Spielverhalten des Balls, der gerne mal auf halben Weg liegenblieb und im Matsch steckenblieb. So versuchte sich Luis Prior Bautista per Direktabnahme nach Freistoß von Tim Stiller, sein Versuch wurde aber geblockt. In diese Phase, in der defensiv wenig zugelassen wurde, fiel das zweite Tor der Gastgeber. Ein Eckball von links, der Platz war auf beiden Seiten um einige Meter gekürzt, konnte nicht geklärt werden und der sogenannte zweite Ball landete, wie so häufig, bei den Kickers. Flanke, Kopfball, Tor. Es liest sich nach Fußball, aber wer bewegte Bilder dieser Stafette sieht, der fühlt sich eher an Strandfußball erinnert. So oder so, der Ball hätte konsequenter verteidigt werden müssen. Die Jungs aus Bischofshol hatten ihrerseits noch einen Torversuch, nach Flanke von Tim Stiller versuchte sich erst Luis Prior Bautista sehenswert und im Anschluss Pino Ballerstedt beim Abpraller, aber auch solche Chancen landen einfach nicht im Tor sondern im Schneehaufen neben dem Tor. Halbzeit, Rückstand und kalte Füße.

Emden zieht schnell den Stecker

In der zweiten Halbzeit sollte es noch ein Aufbäumen geben. Ein schnelles Tor und auf diesem Geläuf wäre noch etwas möglich. Die Mannschaft kam aus der Kabine und wollte das Unmögliche möglich machen, dieses Vorhaben endete allerdings nach exakt 25 Sekunden. Der SVA verlor auf der Seite ohne nennenswerten Rasenbewuchs den Ball im Vorwärtsgang, die Kickers schalteten schnell um und wuchteten den Ball direkt in den Strafraum der Blauen. Einen ersten Versuch konnte Keeper Erik Geesmann noch abwehren, der Nachschuss aus fünf Metern war dann aber drin und in diesem Moment hätten alle Beteiligten in den warmen Bus steigen können. Leider gilt dies im Fußball nicht und es gab noch 44 Minuten Nachschlag, in denen die Trikots dreckig und der Platz umgepflügt wurde. Aadam Sayed versuchte sich aus der zweiten Reihe nach einer Ecke, aber Emdens Torwart lenkte das Geschoss über die Latte. 50 Minuten waren hier gespielt. Pino Ballerstedt mit einem sehenswerten Freistoß acht Minuten später setzte das letzte Lebenszeichen bis zur Schlussphase, auch hier griff der Mann im ehemals gelben Jersey und den ulkigen Handschuhen beherzt zu. Ab hier wurde vor allem das Ergebnis verwaltet und wirklich Spielfluss kam nicht mehr auf. Zu abgeklärt die Gastgeber, zu wirkungslos die Arminen. Wenigstens ging das Spiel für den SVA verletzungsfrei über die Bühne, während Emden einen Spieler verletzungsbedingt auswechseln musste und den Platzverhältnissen Tribut zollen musste. In der Schlussphase gelang den Kickers in Person von Tido Steffens per Foulelfmeter das vierte Tor und den Blauen der Ehrentreffer. Finn Jüttner kam aus kurzer Distanz zum Abschluss, den Abpraller verwandelte Luis Prior Bautista. Der kleine Schlickschlitten aus Andalusien markierte damit seinen fünften Saisontreffer und den Schlusspunkt eines denkwürdigen Spiels. In weiten Teilen war zu sehen, wer von der Tabellenspitze grüßt und wer im Keller überwintert und so geht der Sieg absolut in Ordnung, über die Höhe soll an dieser Stelle nicht gestritten werden.

Beweis des Spielbesuches

Sonntag kommt Heeslingen. Vielleicht.

Kommenden Sonntag ab 14 Uhr gastiert der Heeslinger SC in Bischofshol, so steht es zumindest im Terminkalender. Da der SV Arminia schuldenfrei ist und keine Sammelaktion für in Not geratene Traditionsklubs starten muss, findet das Spiel aber nur statt, wenn es die Platzbedingungen zulassen. Mehr Infos auf den üblichen Kanälen der Blauen, ganz gewiss aber vor Sonntagmorgen.

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