Ein nicht ganz objektiver Jahresrückblick, Teil 1

Zwischen den Jahren ist immer eine gute Zeit, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen oder Paroli laufen zu lassen, um Horst Hrubesch zu zitieren.

Das Jahr 2023 beginnt sportlich mit einer Kaperfahrt ins entfernte Papenburg, Heimat so vieler Kreuzfahrtriesen und erstmals seit Ende der Piraterie in der Nordsee auch eines Oberligisten. Zumal hier ein Aufeinandertreffen direkter Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt stattfinden sollte, wurde viel von einem richtungsweisenden Spiel gesprochen und geschrieben. Mit einem zahlreichen Anhang an Bord ging es also den Küstenkanal entlang an die Ems, leider nicht ins Papenburger Stadion sondern auf einen Kunstrasenplatz, der eher Flair von Bundesjugendspielen versprach. Keine Toiletten, warmes Bier aus einem Kofferraum und eine Leistung der Blauen, die bestenfalls als gruselig bezeichnet werden kann. Keinen Goldtaler hätte man mit dieser Leistung geholt und so machte sich starke Ernüchterung breit, von der Euphorie rund um eine Aufholjagd war keine Spur mehr und die Vorstellungen von Partien in der Landesliga geisterten durch die Köpfe der Arminen. Woher also Hoffnung schöpfen? So wirklich wollte da nichts einfallen, aber am kommenden Heimspieltag gab es einen ersten Wink gegen den TuS Bersenbrück. Sah es doch lange nach einem torlosen Remis aus, war es Winterneuzugang Chinoso Anoliefotu, der kurz vor Ende zum Siegtreffer einnetzte. Es folgte die obligatorische Niederlage gegen Lupo Martini, bevor der SV Arminia zu einem ungeahnten Höhenflug ansetzte.

Es folgte ein Auswärtssieg beim Aufsteiger SV Ahlerstedt/Ottendorf, der einerseits das langsamste Wirtshaus Niedersachsens im Orte hat und andererseits gleich zweimal im Spiel per Elfmeter an Tausendsassa Dominik Grimpe scheiterte. Einen Spieltag später kam der Absteiger und Weggefährte aus alten Tagen, der Lüneburger SK, nach Bischofshol und führte gar kurz, bevor er nach allen Regeln der Kunst demontiert und sagenhaft 6:1 besiegt wurde. Das Prinzip Hoffnung, da war es wieder und nahm nun Fahrt auf. Weit über einhundert Fans des SVA machten sich anschließend auf dem Weg in die List, um dem Stadtderby beim HSC beizuwohnen. Neun Tore in den letzten zwei Spielen ließen einiges erwarten, nebenher wurde der Bierstand der Hausherren schon sehr zeitnah leergetrunken. Das Derby wiederum lief ernüchternd, so richtig wollte der SVA nicht in die Gänge kommen und unterlag 2:3. Es folgten vier Spiele in Serie, die nicht verloren wurden. Der Pflichtsieg gegen die Freien Turner aus Braunschweig wurde mit einem Punkt am Ostermontag in Celle veredelt bevor das große Highlight in Heeslingen anstand. Waren in Celle bereits wieder über einhundert Blaue mitgereist, so sollte auch in der Samtgemeinde Zeven der Anhang Grund zur Freude haben. Der unglückliche Rückstand wurde durch Erik Henschel egalisiert, bevor sich Szenen für die Ewigkeit abspielten. Eine Balleroberung im Mittelfeld durch den gerade eingewechselten Marc-Benjamin Klusmann gelangte in der Nachspielzeit zu Abdulmalik Abdul, der den Ball über außen vorantrieb, flankte und den Heeslinger Tormann damit derart verunsicherte, dass dieser den Ball nicht so recht abwehren wollte und vor die Füße von, na klar, Marc-Benjamin Klusmann klatschte, der die Murmel aus kurzer Distanz reinwürgte und für regelrechte Exstase im Gästeblock sorgte. Bier wurde verschüttet, eine Jubeltraube bildete sich und diese Momente wurden fortan sooft erzählt, dass Realität und Phantasie kaum mehr zu trennen sind! Was für ein Triumph!

Nur wenige Tage stand unter der Woche das Nachholspiel beim VfL Oldenburg an, wieder ließ sich der Anhang nicht lumpen und wieder gab es einen Grund zu feiern. Nach vier Toren in Halbzeit eins war es Luis Prior Bautista, der die Blauen früh in Durchgang zwei in Führung brachte und nun eine nicht enden wollende Abwehrschlacht begann. Nach mehreren Tagen, Wochen und Monaten und einigen Glanztaten von Keeper Lars Holm wurde auch dieses Spiel abgepfiffen und der SVA sammelte die nächsten drei Punkte ein. Es folgte eine unnötige Heimniederlage gegen den späteren Aufsteiger aus Spelle, bevor ein letztes Mal die Reserven des Anhangs mobilisiert wurden und erneute eine dreistellige Anzahl von Fans vor die Tore Hannovers zog, einige Enthusiasten sollen gar mit dem Rad angereist sein, um vor traumhafter Kulisse einen weiteren Sieg der Blauen zu feiern. Jovan Hoffart war es mit zwei Buden, eine schöner als die andere, die den SV Arminia in eine gute Ausgangsposition brachte. Zuhause gegen die FSV Schöningen sollte der Sack noch nicht verzurrt werden, in Ramlingen gab es Taktik und Rasenschach vom Allerfeinsten, dafür keine Tore und der Showdown gegen Rotenburg brachte alles mit, was so im Fußball gewünscht ist. Viel zittern, Ergebnisse von anderen Plätzen und nach sehr langem Bangen ein Sieg, den Hamza Sejto kurz Ende sicherstellte. Die endgültige Rettung gelang aber erst eine Woche später, so wollte es die Artithmetik des kleinen Fußballs. Die Absteiger aus der Regionalliga spielten eine nicht unerhebliche Rolle und dort dauerte die Saison eine Woche länger. Sieben Absteiger gab es letztlich aus der Oberliga, auch acht hätten es gar sein können. Die Truppe um Semir Zan sammelte aber sagenhafte Punkte und Siege ein und bekleidete in der Rückrundentabelle den siebten Tabellenplatz. So konnte am Ende gefeiert werden, durchgeatmet werden und vom Vorstand des SV Arminia launig zum Saisonausklang beim LSV Alexandria festgestellt werden, dass der SV Arminia doch für das Gute in der Welt stehe. Das stimmt zweifelsfrei und das tut er auch in der Saison 2023/24 in der Oberliga Niedersachsen.

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