Ein nicht ganz objektiver Jahresrückblick, Teil 2

Die Saison 2023/24 begann mit einer starken Vorbereitung, in welcher das Finale des Portapokals erreicht wurde und auf dem Weg dorthin der Gastgeber aus Ramlingen regelrecht demontiert wurde. Die Niederlage im Finale gegen den Landesligisten aus Hemmingen wurde als ärgerlich, aber auch als Teil der Vorbereitung verbucht und so startete der SVA optimistisch in die Saison. Im Pokal kam ausgerechnet der Geheimfavorit auf den Aufstieg aus Schöningen an den Bischofsholer Damm, der sich mit viel Geld mit Spielern aus dem Profifußball verstärkt hatte und die Träume der Blauen von einer langen Pokalreise an der ersten Station beendete. Zum Saisonauftakt kam weiterer Besuch aus Ostniedersachsen, aber auch gegen Lupo/Martini war nichts zu holen, was aber mittlerweile schon zu einer Tradition geworden war. Ein erstes Ausrufezeichen setzte die Truppe von Semir Zan, die sich namhaft mit Oberligaspielern wie Finn Jüttner, Andrew Owusu und Lasse Denker sowie last minute mit dem Regionalligakicker Marian Rutkowksi verstärkt hatte, in Heeslingen. Dort wurde den Gastgebern ein Remis abgetrotzt und erstmals an Bord war mit Aadam Sayed ein Kicker, der aus Dubai in die hannoversche Südstadt gewechselt war. Während viele andere Kicker dem großen Geld folgten, folgte der Stürmer mit französischen und libanesischen Wurzeln dem Ruf des Guten in der Welt, was ja bekanntlich nun der SV Arminia für sich proklamiert. Der erste Saisonsieg folgte auf dem Fuß, vor der stattlichen Kulisse von knapp 700 Fans wurde Aufsteiger STK Eilvese 2:0 geschlagen und der Anhang in blau freute sich auf die Auswärtsreise nach Emden zu den Kickers. Diese Reise fiel aber aufgrund der Unbespielbarkeit des Platzes aus, was Ende August gewiss als Kuriosität zu bezeichnen ist. Die große Karawane in die Stadt der Ottifanten fand also nicht statt, diverse Bustickets mussten rückerstattet werden und in gewisser Weise beginnt hier ein Negativlauf sondergleichen.

Das folgende Heimspiel gegen den VfL Oldenburg begann spektakulär. Nach nicht einmal 15 Minuten führte der Gast aus der Huntestadt mit 3:0 und der Anhang auf dem Lahmannhügel traute seinen Augen kaum. Die Kicker von Semir Zan bissen sich aber ins Spiel zurück, kämpften und spielten und erzielten eine Viertelstunde vor Schluss den Ausgleich! Nun aber mehr, denn die Blauen waren am Drücker. Hier muss doch noch gewonnen werden! Naja, die Geschichte nahm ihren Lauf und die Bischofsholer Jungs ließen sich in den Schlussminuten auskontern. Ein Spiel ging verloren, was niemals hätte verloren werden dürfen. Konjunktiv und Fußball sind aber keine gute Allianz, am Ende stehen null Punkte. Auswärts konnte daraufhin erstmals gewonnen werden, Mann des Tages war David Lucic, der gleich zwei Elfmeter in Rotenburg versenkte und nach dem Spiel wurde freudetrunken das ein oder andere Bier im Rotenburger Sportheim geleert. Das ausgerechnet dieses kurz vor Weihnachten bis auf die Grundmauern niederbrannte wird gewiss nichts damit zu tun haben, dass hier letztmals ein Sieg der Arminen gefeiert wurde. Es passt aber zur Geschichte. Anteilnahme und Solidarität gehen an dieser Stelle raus an den RSV, gerne trinken wir euch nächste Saison nochmal die dann hoffentlich wiedererrichtete Hütte leer!

Zu lachen gab es fortan für den SVA wenig bis gar nichts. Es folgte die übliche Tracht Prügel gegen die Deisterkicker aus Egestorf und Langreder, ein moralischer Sieg in Hildesheim in Unterzahl, der aber nur ein moralischer Sieg und reelles Unentschieden war und eine bittere Lektion gegen Spitzenreiter TuS Bersenbrück. Auch hier agierte man knapp 80 Minuten in Unterzahl, führte aber zwischenzeitlich 2:0. Die Bersenbrücker belagerten das Tor der Arminen wie die französischen Truppe Hannover 1758. Der späte Ausgleich schien noch hinnehmbar, aber in der Nachspielzeit ließ man sich wiederum zweimal auskontern, einmal sogar nach eigenem Eckball und verlor ein weiteres Spiel spät und vollkommen unnötig. Selbstverständlich kann man aus Fehlern lernen, aber auch eine Wiederholung von Fehlern ist im Fußball ein häufig beobachtetes Phänomen. Beim SSV Vorsfelde spielte man gut auf, geriet kurz vor Ende mal wieder in Unterzahl und verlor durch ein Tor in der Nachspielzeit in der Eberstadt, die passend zum Sieg über den SVA auch ihr Eberfest vor den Toren Wolfsburgs feierten. Keine Pointe, Im Anschluss gingen die Spiele daheim gegen den wenig angsteinflößenden Aufsteiger aus Bornreihe verloren, zum Kellerduell in der Region reisten wieder viele Arminen nach Ramlingen, sahen eine Führung der Blauen, die sich in Folge erneut zweimal übertölpeln und einmal auskontern ließen und mit leeren Händen dastanden. Vier Niederlagen in Serie gegen Gegner, die alles andere als übermächtig wirkten wurden unterbrochen von einem Remis gegen den MTV Eintracht Celle, bevor das Kuriositätenkabinett um weitere Ausstellungsstücke reicher wurde. Bei der Zweitvertretung des SV Meppen verlor man trotz früher Führung, indem Mitte der ersten Halbzeit jede Menge Geschenke verteilt wurden. Von einem kuriosen Eigentor von Yannick Bahls bis zu einer Vorlage, die gefühlte Ewigkeit in der Luft segelte, war alles dabei. Im Anschluss verlor man zuhause gegen den SV Atlas Delmenhorst, die ersatzgeschwächt gerade einmal elf Spieler der ersten Herren zusammengewürfelt bekamen. Muss erwähnt werden, dass die Siegtreffer in den letzten Minuten fielen? Nein, oder? Frustration machte sich spätestens jetzt breit. Die Truppe kämpfte durchaus, sie rannte an und wehrte sich. Sie war niemals richtig unterlegen und irgendwie fand sie immer wieder neue Varianten, ein Spiel zu verlieren. Die Augenringe von Coach Semir Zan wurden tiefer, es wurde überall gezweifelt und geredet, aber letztlich war jederzeit deutlich, dass an einem Strang gezogen wurde. Zwei Kapitel hatte diese grausame Halbserie aber noch zu bieten, gegen die neureichen Schöninger konnte in der Neuauflage des Pokalspiels nicht nur ein früher Rückstand egalisiert, sondern auch kurz vor Ende die Führung erzielt werden. Wenige Minuten, bis der Bock umgestoßen würde! Aber der Bock hatte keine Lust, umgestoßen zu werden. Zwei erneut späte Gegentore aus der Kategorie „so darf man sich kein Tor fangen“ sorgten für erneut leere Hände. Zum Abschluss wurde das eingangs erwähnte Spiel in Emden nachgeholt, den Kickers drückt der Schuh der örtlichen Sparkasse und so waren Platzverhältnisse nicht mehr so wichtig wie im August oder beim zweiten Anlauf am Reformationstag. Auf einem Geläuf, dass eher aussah wie im Wisentgehege Springe wurde die Spendengala des BSV Kickers durchgezogen, die Münzen bimmelten im Klingelbeutel und der SV Arminia verlor dieses Spiel deutlich und hätte es vermutlich auch auf einem Rasenplatz getan. Am Ende stehen mickrige neun Punkte auf dem Konto und ein Rückstand von zehn Zählern zum rettenden Ufer. Das hätten sich im August die wenigsten Blauen so ausgemalt. Coach Semir Zan und die Weisen der Südstadt steckten die Köpfe zusammen und verkündeten, dass zum neuen Jahr ein neuer Cheftrainer sein Glück im Rudolf-Kalweit-Stadion sein Glück versuchen möge. Menschlich gewiss ein Verlust, denn Semir Zan ist in diesem einen Jahr ein Blauer geworden, der sich viele Sympathien einheimste. Sportlich fehlen allen Parteien die Argumente einer Weiterbeschäftigung. Wer immer das Zepter übernimmt am Ort des Guten im Leben, er möge primär für ein paar Punkte sorgen. Besser mehr als zehn. Für das Gute in der Welt sorgt der Rest im und um diesen Verein schon, auch im Jahr 2024.

Leave a Reply