Die Frühling kommt, die Sorgen bleiben – Niederlage in Oldenburg

Während draußen die Vögel zwitschern und ihre Lieder vom Frühling trällern, die ersten erwärmenden Sonnenstrahlen uns erwärmen, erste Knospen an den Sträuchern am Wegesrande sprießen und Schneeglöckchen, Erdprimel und Krokus die ersten Farben des Jahres in das bisher matte und triste Grau zaubern, versucht der dänische Neu-Botaniker Henrik Larsen die zarte Pflanze namens Klassenerhalt beim SV Arminia mehr Kraft und Leben anzugedeihen. Das diese kleine, zierliche Pflanze der Hoffnung am gestrigen Sonntag einen herben Dämpfer erlitt lag nicht nur am Kunstrasen Oldenburger Art.

Tristesse an der Alexanderstraße

Das Hans-Prull-Stadion an der Alexanderstraße in Oldenburg kommt ohne viel Tammtamm aus. Stadionsprecher und Musik vorm Spiel werden ebenso aus dem Programm gestrichen wie großer Zuschauerandrang oder irgendwelche Anflüge von Flair. Um Fußball soll es gehen, so hat es sich bestimmt Hans Prull gewünscht, nach dem dieses Bauwerk benannt wurde. Die Buchdruckerei war nicht nur eng mit dem VfL verbunden, sondern auch federführend in Drucktechnik und Schriftsetzung. Das Unternehmen schloß Ende vergangenen Jahres die Pforten und nach 98 Jahren munterem Gedrucke und Gesetze endete eine Ära in Oldenburg. Die Mannen aus Bischofshol ihrerseits reisten ins drucklose Oldenburg im Ansinnen, die Ära in der Oberliga für den SVA nicht dieses Jahr enden zu lassen und so begegneten sich zwei nicht gerade formstarke Teams auf Kunstrasen an einem ungemütlichen Sonntagnachmittag.

Die Arminen starteten ungewohnt mit Noah Vozza im Sturmzentrum, der Unterstützung von David Lučić erhalten sollte. Auf den Flügeln sollten Pino Ballerstedt einerseits und der Florist aus Sevilla, Luis Prior Bautista, für das Aufleben der zarten Pflanze Hoffnung sorgen. Zunächst einmal plätscherte die Partei langsam an und kam daher wie der erste Rückschnitt der Apfelbäume: Vorsichtig schauen, was geht. Das erste Mal benutzte Dominik Grimpe im Tor der Arminen seine Gartenhandschuhe nach knapp zehn Minuten, filigran und gelenkig lenkte er den Ball um den Torbogen wie sonst nur Rosengewächs um selbiges rankt. Der Verein für Leibesübungen probierte im Anschluss eine Eckballkombination, die getrost unter der Rubrik „albern“ einzusortieren ist, der Gegenstoß der Blauen geriet aber deutlich zu lang. Langer Hafer war ansonsten nicht die Gangart der Gäste aus Bischofshol, denn der Spielaufbau gestaltete sich zwar überlegt, das Tempo entsprach aber zumeist der Wachstumsgeschwindigkeit eines Gingkobaumes: Sehr langsam. Eine dieser langsamen Eröffnungen sollte dennoch Pino Ballerstedt erreicht, der eine mediterrane Ablage auf David Lučić forcierte, dessen Abschluss aber zu schwach war. Knappe zwanzig Minuten waren hier gespielt. Wenn etwas Tempo ins Spiel kam, dann geschah dies durch Ballverluste. Einen solchen leistete sich die Druckerkolonne von der Hunte, Luis Prior Bautista spitzelte das runde Leder aus den Oldenburger Reihen und schaltete auf Frühling. Sein Pass auf Noah Vozza wiederum erreichte diesen nur im abseits, gegen diese Entscheidung war kein Kraut gewachsen. Ohnehin soll an dieser Stelle ein Lob an das Schiedsrichtergespann getätigt werden, die dieses Partie fehlerfrei und ohne Probleme leitete. Besonders Abseitsstellungen konnten regelmäßig beobachtet werden, Pino Ballerstedt versuchte einen bunten Strauß Torgefahr auf David Lučić zu werfen, aber dieser stand, nun ja, im abseits. Tim Stiller versuchte es nach 40 Minuten mit einem Standard und wollte damit das tun, was in den Druckereien des Landes so häufig getan wird, nämlich ein Zeichen setzen. Dieses Zeichen war jedoch kein Ausrufezeichen, sondern allerhöchstens ein kleiner Punkt. Dem Freistoß hätte man noch ein paar Tulpen hinterherwerfen müssen, hätte er gefährlich werden sollen. Was nun folgte, steht in jedem Pflanzkalender und ist so vorhersehbar wie das Wetter nach dem Siebenschläfer: Der SVA bekam defensiv den Ball nicht geklärt, das folgende Foulspiel war notgedrungen die einzige Lösung und es gibt diese Freistöße, wo man eigentlich schon Bescheid weiß. Der Ball lag halbrechts von Dominik Grimpe postiert in etwa 20 Metern entfernt, dieser stellte zwar noch eine Ligusterhecke aus blauen Spielern, aber der Ball wurde von Oldenburgs personifizierter Heckenschere um genau jene Mauer geschlenzt und das Runde schlug im Giebel des Eckigen ein. Sehenswert, allemal. Zugleich ertönte der Halbzeitpfiff und in einem Spiel arm an Höhepunkten führte der Gastgeber. Würde Henrik Larsen in der Pause seiner Truppe im Gewächshaus die richtigen Worte an die Hand geben können? Was sollte nur aus diesem kleinen Setzling namens Klassenerhalt werden?

Ein bisschen Hoffnung

„Wie eine Blume am Winterbeginn und so wie ein Feuer im eisigen Wind“ fühlte sich Nicole einst beim Eurovision Song Contest, als der noch Grand Prix Eurovision de la Chanson hieß. Dann sah sie die Wolken, die über ihr sind und hörte die Schreie der Vögel im Wind. Ob die Vögel wussten, was Landesliga bedeutet ist jedoch nicht überliefert. Aus Angst vor dem Dunkeln sang Nicole ein Lied und hoffte, dass nichts geschieht. Nun, Lieder sangen nur die wieder zahlreich mitgereisten Fans des SV Arminia und die zarte Pflanze namens Klassenerhalt fühlte sich bestimmt wie eine Blume am Winterbeginn an, denn viel Gutes ist ihr in Halbzeit nicht mehr widerfahren. Es geschah nämlich wirklich nichts mehr und wenn Nicole noch darauf hoffte, dass dieser Fall eintritt, so hatten diejenigen, die es mit dem SVA halten, doch eine andere Hoffnung. Eine Annäherung gelang nur noch David Lučić, der knapp neben das Gehäuse zielte. Eine gute Kombination ist noch in den Notizen zu finden, die daraus resultierende Flanke landete aber weit hinterm Tor und wenn dies die einzigen beiden nennenswerten Aktionen des SVA in Halbzeit waren, die es zu berichten gilt, dann ist auch alles gesagt. Das Spiel hätte vermutlich bis in den Sommer gespielt werden können und den Jungs vom Bischofsholer Damm wäre kein Treffer geglückt. Die Huntestädter parkten den Bus vor ihrem Strafraum und das genügte, um keinerlei Torchancen zuzulassen. Zehn Minuten vor dem Ende gelang des Gastgeber der vorentscheidende Konter, mit dem zweiten gefährlichen Torschuss netzten die Erben Hans Prulls zum zweiten Mal und spätestens ab hier war klar, dass in Hannovers Süden irgendwo ein Dünger der speziellen Sorte gefunden werden muss, wenn das zarte Pfänzchen Klassenerhalt nicht bereits im März auf dem Komposthaufen der Oberligageschichte landen soll. Von blühenden Landschaften wollen wir hier gar nicht reden, denn das ist bisher immer ein leeres Versprechen gewesen. Aber eein bisschen Hoffnung, das wäre doch für den Anfang auch etwas.

Rotenburg kommt

Der kommenden Gegner der Blauen ist der Rotenburger SV. Gegen dieser Gegner konnte der letzte Sieg der Saison eingefahren, eine ganze Hinrunde ist seitdem vergangen. Vielleicht ist es ja ein gutes Zeichen, dass Siege gegen diesen Gegner immerhin möglich sind. Ab 15 Uhr am kommenden Samstag versuchen die Mannen von Henrik Larsen die kleine Pflanze namens Klassenerhalt mit etwas Krautwasser zu düngen. Wir drücken die Daumen, dass es hilft!

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