Gut gekämpft und trotzdem keine Punkte in Egestorf
Die Vorfreude hielt sich vor dem Spiel in Egestorf beim SVA in Grenzen. Zu katastrophal war die jüngste Bilanz. In den letzten sechs Ligaspielen gab es bei 3:26 Toren keinen Punkt und teilweise deftige Klatschen! Warum sollte es sich ausgerechnet also Sonntag zum Guten wenden? Hoffnung machte die neue Ausrichtung von Trainer Henrik Larsen.
Ein Spiel für Taktikliebhaber
Wenn man von der Handschrift eines Trainers spricht, dann ist selten von einem Manuskript die Rede oder der Entzifferung von Hieroglyphen, sondern zumeist ist die Marschrichtung gemeint, was wiederum auch nichts mit Militär zu tun hat. Wie dem auch sei, seit der Ankunft Henrik Larsens steht der SVA defensiv sicher, kassierte in drei Ligaspielen erst zwei Gegentore und lässt wenig bis gar nichts zu. Darauf kann man aufbauen im Abstiegskampf und in Egestorf sollte dieser Aufbau von Marc-Benjamin Klusmann und Yannick Kranz im Zentrum bewirkt werden, während Yannick Bahls wieder rechts verteidigte. Ansonsten startete dieselbe Elf vom Heimspiel gegen Rotenburg, der blitzgenesene Chinoso Anoliefotu war also auch mit dabei. Unterstützt wurden die Blauen vom zahlreichen Anhang, die wiederum Unterstützung von Fans des Bremer SV und Altona93 erhielten.
Die erste Aktion des Spieles hatte eben jener Chinoso Anoliefotu, der lang geschickt wurde, aber den Ball erst nach dem aus seinen Sechzehner eilenden Egestorfer Keeper erreichte. Im Gegenzug kamen die Germanen zu einer dicken Einschusschance, die Dominik Grimpe mehrfach spektakulär vereitelte und seine Mannen nach wenigen Minuten vor dem frühen Rückstand bewahrte. Das hätte die Führung für die Gastgeber sein müssen, aber der Konjunktiv ist der Tod des Indikativs und in Fußballsprache heißt dies „kein Tor“. Glück gehabt. Der SVA stand von nun an sicher, schaltete dann und wann schnell um, wie in der neunten Minute, als Tim Stiller nach Balleroberung Chinoso Anoliefotu in Szene setzte. Zu oft wurde dann aber nicht zielstrebig der Weg zum gegnerischen Tor gesucht, in diesem Fall wurde stattdessen ein Stürmerfoul begangen. Der sangesfreudige Anhang aus Hannovers Südstadt sah nun ein Spiel geprägt von Taktik, langsamen Spieleröffnungen und einigen Unzulänglichkeit. Schön war es nicht, aber diese Erwartung hatte nun niemand im Gepäck, der jemals in Egestorf gewesen ist. Nikita Marusenko eröffnete nach knapp 20 Minuten eine kleine Druckphase der Gäste, sein Ball auf David Lučić geriet ebenso zu weit wie kurz danach eine Flanke von Yannick Bahls, der sich sehenswert auf außen durchgesetzt hatte. Das Fußball nicht immer eine ernste Angelegenheit sein muss, bewies dann kurz darauf Egestorfs Tobias Behnsen, der sich erst den Ball zu weit vorlegte, nur um diesen Fauxpas mit der wohl lächerlichsten Schwalbe des bisherigen Fußballjahres kaschieren zu wollen. Dem lautstarken Gelächter aus dem Gästeblock musste sich sogar Referee Alexander Jahn anschließen. Ansonsten fiel dem Tabellendritten recht wenig ein gegen eine gut verteidigende Egestorfer Mannschaft. Pino Ballerstedt löffelte den Ball aus guter Position doch recht deutlich übers Tor, ein Freistoß von Tim Stiller senkte sich gefährlich Richtung Gehäuse, verfehlte dieses am zweite Pfosten jedoch knapp. Die Stimmung der mitgereisten Fans war prächtig, es wurden Lieder gesungen und Kaltschalen verzehrt. Auf dem Rasen passierte bis zur Pause wenig, der SVA meldete den laufenden Proteinshake der Germanen ab und Odins Erben wussten sonst auch nicht viel mit dem Ball anzufangen. Halbzeit also. Durchatmen musste man aufgrund des Tempos nun nicht gerade, aber Regel ist Regel und Halbzeitpause ist Halbzeitpause.
Ein Moment macht den Unterschied
Das Spiel begann in Halbzeit zwei mit einem Schreckmoment, denn Schiedsrichter Alexander Jahn sackte ohne Fremdeinwirkung zusammen und hielt sich die Wade, den Knöchel oder irgendwas in dieser Richtung. Arminias Physio Sezer Cicek eilte herbei und wirkte mit seinem Wunderschwamm auf die lädierte Stelle ein, es ging zunächst weiter. Aber der Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes erahnen. Der Gesichtsausdruck des Schiedsrichter soll hier gemeint, denn Physio Sezer Cicek schaute hoffnungsfroh drein. Kurz darauf hatten die Blauen diese eine Torchance, die man im Spiel mal bekommen kann. Luis Prior Bautista schickte David Lučić auf die Reise, der im direkten Duell aber an dem Germanen mit den Handschuhen scheiterte! Das hätte es sein können, vielleicht gar müssen! Dann war erst einmal die Luft raus, denn die Wade oder der Knöchel oder ein Band oder was auch immer des Schiedsrichters wollte nicht mehr und so trabten die beiden Assistenten mit ihrer Oberpfeife in die Kabine. Was genau dort die nächsten 15 Minuten passierte, ist nicht ganz einwandfrei zu klären. Der Anhang in blau frischte Getränkebestände auf und übte sich in neuem Liedgut, die Teams hielten sich warm. Nach einer Unterbrechung, die durchzogen war von der Angst eines Spielabbruchs, ging es dann doch weiter. Wer hätte denn nochmal nach Egestorf gewollt? Drei Leute kamen aus der Kabine, einer mit Pfeife und zwei mit Fahne und so ganz war die Besetzung nicht klar, aber es beschwerte sich auch niemand. Weiter gings und das letzte Highlight des Spiels gehörte leider den Kickern aus dem Bergbaudorf. Eine Torchance erarbeitete sich der Dritte und die saß. Den eleganten Heber konnte auch Dominik Grimpe nicht halten und so lag der SVA fortan hinten. 20 Minuten waren noch zu spielen, die Blauen machten Druck und kämpfen und ließen alles auf dem Feld, aber ein Tor fiel nicht mehr und wirklich gefährlich wurde es auch nicht. So ehrlich muss man sein, ein Ausgleich lag nicht in der Luft und offensiv bleibt das Team von Henrik Larsen ohne rechte Durchschlagskraft. Abpfiff, mal wieder verloren in Egestorf aber immerhin keine Packung kassiert. Mit Zählbarem hatten selbst die kühnsten Optimisten nicht gerechnet, die nötigen Punkte sind eben woanders zu holen.
Deisterpanorama
Sonntag gegen den VfV Hildesheim
Am kommenden Sonntag bietet sich die Chance für Zählbares, auch wenn gegen den VfV Hildesheim die Trauben hoch hängen. Die Domstadtelf spielt eine durchaus gute Serie, konnte aber im Hinspiel trotz langer Überzahl nur einen Punkt gegen den SVA ergattern. Um 15 Uhr geht es im Rudolf-Kalweit-Stadion los, Wetter soll auch passen. Wir sehen uns!