Auswärtstriumph im Osnabrücker Land!

Nach dem späten Nackenschlag gegen den VfV Hildesheim galt es, sich kurz zu schütteln und zu sammeln. Geschüttelt und gesammelt ging es Sonntag bei herrlichem Mistwetter ins Osnnabrücker Land, wo der TuS Bersenbrück seinen Platz zum umpflügen angeboten hat. Da niemand so recht wusste, was einen in Bersenbrück erwartet, lohnt sich ein Blick in die Geschichte. Wir machen es uns einfach und ziehen die Online-Enzyklopädie Wikipedia zu Rate.

Eine Halbzeit zum Staunen

Bersenbrück ist eine Kleinstadt und liegt an der Hase zwischen der Ankumer Höhe und den Dammer Bergen. Was erst einmal wie eine Szenerie aus Jim Knopf klingt, ist längst Oberligaalltag und dort sogar in einer Spitzenposition zu finden. Lange Zeit war der TuS Tabellenführer, immerhin steht die Truppe gerade auf Platz zwei und dieser Platz berechtigt am Ende zur Relegation in die Regionalliga. Ganz schön harte Prüfungen also warteten auf Henrik Larsen und seine Mannen, der seine Startelf umbauen musste. Für Jan Schenk, dem verletzungsbedingt das Saisonaus droht, kam Kriseld Doko in die Startelf. Pino Ballerstedt kam von seiner Sperre zurück und ersetzte den nunmehr gesperrten Valentin Szabó. Nachdem bereits beim Aufwärmen das Wetter mehrmals umschwenkte und der Regen aus verschiedenen Richtungen den Akteuren ins Gesicht prasselte war klar, dass die Zeugwarte im Anschluss gut zu tun haben würden

Gemäßigtes Seeklima beeinflusst durch feuchte Nordwestwinde von der Nordsee das Wetter in Bersenbrück. Soso. Wenn das also gemäßigtes Klima sein soll, dann möchten wir bei der Steigerungsform doch besser nicht in Bersenbrück sein. Hinein ins Spiel und direkt in die Defensive des SVA. Eine erste Ecke der Bersenbrücker pflückte Dominik Grimpe seriös herunter, drei Minuten waren gespielt und weitere drei Minuten später eröffnete Kriseld Doko erstmals für die Arminen, Außenverteidiger Daniel Egbudzhuo konnte aber nicht entscheidend flanken. In der zehnten Minute die erste dicke Chance für die Blauen, Finn Jüttner legte quer auf David Lučić, der aus kurzer Distanz den Ball am Tor vorbeispitzelte. Von Wikipedia lernen wir, dass die Bersenbrücker Höhen zusammen mit den Dammer Bergen den Südrand eines Gletscherzungenbeckens bilden. Das klingt ziemlich abenteuerlich, aber die Bersenbrücker machten fortan ziemlich Druck in ihrem Gletscherzungenbecken und schnürten den SVA regelrecht ein. Richtig gefährlich wurde es nicht, aber die Bischofsholer Jungs konnten sich nach einigen Minuten befreien aus dem Gletscherzungenbecken und das auch richtig erfolgreich. Einen Einwurf von Finn Jüttner legte Niclas Langhans auf Kriseld Doko ab, der nicht lang fackelte und aus knapp 22 Metern draufhielt. Der Ball schlug direkt neben dem Pfosten zur Führung ein und der mitgereiste Anhang war aus dem Häuschen. Damit war nun wirklich nicht zu rechnen! 1:0 nach 21 Minuten für das Team aus Bischofshol und das erste Pflichtspieltor für Kriseld Doko im Dress der Blauen. Dieses Tor wirkte richtig befreiend. Kurz danach setzte Pino Ballerstedt einen Freistoß aus guter Lage in die Mauer, im Gegenzug musste die Innenverteidigung des SVA aber auch in höchster Not klären. Die Gletscherzungenbecken Bersenbrücks sind wiederum Teile der größten Stauchmoräne der Saale-Kaltzeit, lernen wir. Die Kaltzeit können wir uns sehr gut vorstellen, eine Stauchmoräne muss eine Art Kopfball sein, der von David Lučić nach langem Ball von Yannick Kranz als Bogenlampe über den verdutzten Bersenbrücker Tormann ins Netz der Gastgeber befördert wurde! 2:0 für den SVA, was war denn hier los? Damit hatte ja nun niemand gerechnet! Wer dachte, dass nun die Bersenbrücker ihrerseits aufdrehten, sah sich getäuscht. Wieder war es der agile David Lučić, der steil geschickt wurde und von Bersenbrücks langem Innenverteidiger Daniel Eiter in höchster Not gelegt wurde. Das bedeutet in der Regel eine Verwarnung, Wortspiele über gelben Eiter böten sich hier an. Man muss aber auch nicht über jedes Stöckchen springen, was einem hingehalten wird. Weiter ging die wilde Fahrt des SVA, Finn Jüttner schickte Luis Prior Bautista auf die Reise. Dieser setzte den Ball zu zielsicher ans Aluminium und hätte damit auf 3:0 stellen können. Die Bersenbrücker hatten genug gesehen und wechselten noch vor der Pause dreifach. Die Stauchmoränen des Gletscherzungenbeckens entstanden während eines ersten Eisvorstoßes der Rehburger Phase vor etwa 230.000 Jahren, erfahren wir. Einen solchen Eisvorstoß kann Yannick Kranz nur mit einer Grätsche unterbinden und trifft dabei wenig Ball und viel Gegner. Die Folge ist ein Elfmeter und den verwandeln die Bersenbrücker zum Anschluss, bevor es in die Halbzeit geht. Wir erfahren, das als erste Vertreterin der frühbäuerlichen und damit der produzierenden Kulturen im Gebiet nördlich des Wiehengebirges die Westgruppe der Trichterbecherkultur erst im 4. Jahrtausend vor Christi auftauchte. Besser spät als nie und so wurde die Halbzeit genutzt, um die örtliche Trichterbecherkultur zu inspizieren.

Zittern um den Sieg? Von wegen!

Otto von Ravensberg gründete 1231 in Bersenbrück ein Zisterzienserinnen-Kloster aufgrund einer in Fehden an dieser Stelle begangenen Freveltat, lautet die Überlieferung. Diese Fehden müssen mittelalterliche Fußballspiele gewesen sein und wer hier eine Freveltat begehen will, ist ebenfalls klar. Der TuS hat nun also die Wahl, entweder zu egalisieren oder ein weiteres Kloster zu bauen und entscheidet sich, vorerst Ersteres zu versuchen. Henrik Larsen hatte seine Elf vor der nahenden Druckphase gewarnt und keine Minute war gespielt, da hatten die Gastgeber die erste dicke Torchance. Der Ballbesitz war fortan sehr ungleich verteilt, gefährlich wurde es zunächst nicht und der Regen wechselte sich ab von strömend zu stippernd zu peitschend und wieder zurück. Nach der französischen Besetzung bis 1814 kam Bersenbrück infolge des Wiener Kongresses an das Königreich Hannover ist in den Kleinstadtchroniken zu lesen, aber bislang wehrten sich die Bersenbrücker gegen eine Wiederholung und belagerten den Strafraum der Hannoveraner auf französische Art und Weise. Nach knapp 60 Minuten wollten die Gastgeber einen Elfmeter zugesprochen haben, aber irgendwann ist es auch mal gut und ein Strafstoß pro Spiel sollte auch ausreichen. Während Bersenbrück erst 1866 zu Preußen kam und dann Teil Deutschlands wurde, befreite sich der SVA immer mehr aus der Umklammerung und kam zu Chancen. Luis Prior Bautista, der Prior des spanischen Zisterzienserinnen-Klosters nahm aus 16 Metern Maß, verpasste aber knapp. In Minute 70 schickte Daniel Egbudzhou David Lučić steil, der frei vor Bersenbrücks die Vorentscheidung vergab. Wir lernen von Wikipedia, dass im Süden Bersenbrücks die 100 Kilometer lange Hasetaler Kunstroute startet, die in Meppen endet. Auf 100 Kilometern sind verschiedene Holzskulputeren zu bestaunen und vielleicht hatten die Arminen Sorge, sich sämtliche Skulpturen anschauen zu müssen, wenn sie diesen Sieg noch aus der Hand geben würden. Also besser den Deckel drauf machen und das tat nach 84 Minuten David Lučić, der von Aadam Sayed auf außen bedient wurde, in der Mitte zwei freie Mitspieler fand aber den Ball fast von Eckfahne artistisch über die Bersenbrücker Torskulptur ins lange Ecke schlenzte und damit auf 3:1 erhöhte! Was war hier los!? Der Sieg war zum greifen nah und niemand hatte im Vorfeld so wirklich damit gerechnet. Die Art und Weise, wie der Tabellenzweite hier vor eigenem Publikum niedergekämpft und sehenswert auseinandergespielt wurde, war schon aller Ehren wert. Wir lernen abschließend, dass die Hasetaler Kunstroute mit einem Exponat mit dem programmatischen Namen „Verfall“ startet. Betrachter können im Laufe der Jahre beobachten, wie die nicht mit Holzschutzmitteln bearbeitete Skulptur zusehends verfällt. So zerfiel auch der TuS Bersenbrück, denn der SVA hatte noch einen krönenden Abschluss parat. Einen Einwurf von Yannick Bahls auf Kriseld Doko legte dieser auf Nikita Marusenko, der schnurstracks abschloss und aus 18 Metern den Endstand besorgte. 4:1 für die Truppe aus Bischofshol und damit war auch Feierabend. Große Erleichterung, großer Jubel und ein bißchen Trinkbeckerkultur sorgten für einen freudigen Abschluss der Fahrt ins Osnabrücker Land! Wir haben viel gelernt, drei Punkte eingesammelt und glauben fest an das Gute im Fußball.

Trainer Henrik Larsen liest aus den Chroniken Bersenbrücks

Samstag gegen Heeslingen nachlegen

Nun heißt es besser nachlegen, um den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze wiederherzustellen. Dafür eignet sich etwa das kommende Spiel, wenn der Gast aus Heeslingen am Bischofsholer Damm vorstellig wird. Deren Geschichte kennen wir nun schon, also können wir uns wieder nur auf Fußball konzentrieren. 16 Uhr gehts los, den Weg kennt ihr ja.

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