1:3 gegen Meister Kickers Emden

Der Glaube versetzt bekanntlich Berge. Im Fußball geht es selten um Berge, aber deutlich häufiger um Glauben. Dieser ist hier nicht in einer religiösen Art zu verstehen, denn Feiertage wie Ostersamstag, Jom Kippur oder Id al-Adha beeinflussen den Fußball in der Spielweise recht wenig. Vielmehr geht es um Überzeugungen, einer unerschütterlichen Gewissheit oder sogar Fanatismus. Für den Verein über brennende Kohlen gehen ist so eine Floskel, die oftmals dafür herhalten muss. Zwar bringt diese Tat eher schmerzende Füße und ist als Metapher gedacht, außer man heißt Christoph Daum, aber sie bezeugt einen unbedingten Willen und den, ja nun, Glauben an etwas. Dieser hat gestern im Spiel gegen Kickers Emden gefehlt. Auf den Rängen und auf dem Rasen. Dabei war das Spiel durchaus ordentlich. Aber es genügt eben alleine nicht.

Henrik Larsen mit großer Rochade

Bevor es letztmals in dieser Saison um Punkte ging in Bischofshol, wurde auf einer Trauerfeier dem jüngst verstorbenen Sascha Forch gedacht. Vorstand Frank Willig fand ein paar treffende Worte, auch aus dem Auditorium fanden sich noch ein paar Personen, die eine Anekdote zu erzählen hatten. Kaffee und Kuchen und ein paar Gespräche über einen Menschen, der gestern ganz gewiss an den SV Arminia geglaubt hätte.

Auf dem Rasenrechteck fand sich eine Formation des SV Arminia wieder, die eifrig durchgewürfelt wurde. Für den erkrankten Yannick Kranz verteidigte Moritz Alten, im defensiven Mittelfeld begann Marc-Benjamin Klusmann für Nikita Marusenko und brachte damit etwa einen halben Meter mehr Körperlänge ins Spiel und mit Pino Ballerstedt bot der SVA den gefühlt zehnten Linksverteidiger in dieser Spielzeit auf. Die Spitze ersetzte der wiedergenesene Chinoso Anoliefotu. Die Ulknummer des Spiels erlaubte sich direkt nach vier Minuten Emdens Schlussmann, der bei einer Ecke von Kriseld Doko, die direkt ins Aus ging, den schreienden und sterbenen Schwan markierte. Bei knapp 1,90 Meter Körpergröße und einer Figur wie beim Wrestling glaubte ihm diese Nummer niemand, es wurde beherzt gelacht. Auf der anderen Seite verging recht schnell das Lachen, denn das Aluminium rettete für Dominik Grimpe, ein Kopfball klatschte an den Querbalken. Das Spiel war nicht schön, wobei die Platzverhältnisse ähnlich wie in Emden sind und beiden Teams bekannt sein dürften. Die Blauen wählten die englische Eröffnung, die Ottifantenstädter guckten sich alles erstmal in Ruhe an. Der SVA fand nun den Glauben an sich, wurde selbstbewusster und traute sich etwas in der Offensive. Chinoso Anoliefotu brach über außen durch, legte quer auf Luis Prior Bautista, der wiederum auf Daniel Egbudzhuo ablegte. Spätestens da wurde der Ball verdaddelt und die aussichtsreiche Position nicht genutzt. Kurz danach flankte eben jener Daniel Egbudzhuo auf Chinoso Anoliefotu, der aber knapp verpasste. Kurz danach war es soweit. Ein lang angelegter Ball aus dem Fußgelenk von Yannick Bahls überbrückte die Abwehr der Ottifantenstädter, Chinoso Anoliefotu umkurvte den Torwart und schob zur vielumjubelten Führung ein! 30. Minute und es wurde laut! Ja, geht denn hier heute was? Wer hätte denn daran geglaubt? Kurz danach musste der Torschütze verletzte ausgewechselt werden, der Oberschenkel hatte zugemacht. Im direkten Gegenzug markierten die Emder den Ausgleich. Ein langer Ball genügte auch hier, um die Abwehr auszuhebeln und im direkten Duell war Dominik Grimpe machtlos. Der Ausgleich nur sechs Minuten nach der Führung, da fällt man ja vom Glauben ab! Die Abwehr verlor nur den Glauben an Stabilität und die eigentlich so starke Defensive wackelte bedenklich. So war es Dominik Grimpe, der die Truppe vor einem Rückstand bewahrte und ein Remis in die Halbzeit rettete.

Frühe Vorentscheidung

Henrik Larsen würde nach dem Spiel sagen, dass eine Führung gegen Emden dafür sorgen müsste, noch einmal 50% mehr reinzuwerfen. Das geschah nicht und so recht zeichnete sich früh ab, wie die Geschichte ausgehen würde. Denn Emdens Trainer Stefan Emmerich erzählte den Seinen etwas Ähnliches und die schalteten hoch. Eine Emder Ecke kurz nach Wiederanpfiff konnte aus kürzester Distanz locker eingeköpft werden, obwohl die Arminen eine Doppeldeckung stellten. Der Wille und der Glaube ans Tor war hier auf Seite der Ottifantenstädter deutlich höher und so lag der SVA schnell zurück. Die Kickers ließen nicht nach, wie im Training genügten zwei lange Bälle, ein Querpass und ein fast schon lasziv eingeschobener Abschluss, um die Führung auszubauen. Bill Shankly, Legendes des FC Liverpool sagte mal, dass der Erfolg beim Fußball hängt stark vom Kopf abhinge. „Du musst daran glauben, dass du der Beste bist, und dann dafür sorgen, dass es wirklich so ist.“ Das taten die Emder in diesem Falle und die Kicker des SVA nicht letzter Konsequenz, wie auch das Publikum nicht so recht an etwas anderes als einer Niederlage glaubte. Die Blauen versuchten es aber weiterhin und bewiesen Moral, auch so ein häufig gebrauchtes Wort im Fußball. Luis Prior Bautista mit dem berüchtigten Haken zuviel und zweimal David Lučić hatten gute Möglichkeiten. Zuerst Pino Ballerstedt und dann Luis Prior Bautista bedienten David Lučić, der nach einer guten Stunde zweimal frei vorm Torwart scheiterte. Hätte unser Zehner in seinem 99. Pflichtspiel für die Blauen hier den Anschluss erzielt, dann wäre der Glaube vielleicht zurückgekommen. So spielte der Meister die Partie konzentriert zu Ende und hatte in der Schlussphase das ein oder andere Tor auf dem Schlappen, lediglich Dominik Grimpe verhinderte weitere Einschläge. Irgendwann war dann Schluss, das sechste Spiel in Folge ohne Sieg in die Bücher eingetragen und der Glaube an den Klassenerhalt hat weitere Risse erhalten. Aber sechs Punkte sind noch zu vergeben, die direkte Konkurrenz brennt gerade auch keine Feuerwerke in den Rasen und nach einem Tag durchatmen holen wir uns den Glauben zurück. Aufgeben ist keine Option und solange der Klassenerhalt noch möglich ist, werden wir dran glauben! Ganz fest! Oder, noch eine Weisheit von der Insel des Fußballs: Wenn du nicht glaubst, dass du es kannst, hast du keine Chance! Arsene Wenger, Autor dieses Kalenderspruchs, ist in seinem Leben nie abgestiegen. Ob er schon mal was vom SV Arminia gehört hat, ist aber nicht überliefert.

High Noon on Elm Street

Man kennt diese Drehbücher. Der neureiche Emporkömmling will mit allen Mitteln Erfolg haben, schart beste Freunde um sich und steht anfangs gut da. Doch dann kommt der kleine, picklige Außenseiter und lässt sich nicht unterkriegen. So einfach mag er das Spiel nicht hergeben und so kommt es zum Showdown zu Mittagszeit. Also um 14 Uhr. Im Elmstadion. Freddie Krueger hätte seine helle Freude und so pilgern wir gen Ostniedersachsen. Zweimal in drei Tagen übrigens, aber zuerst nach Schöningen. Wer mit den Bus dabei sein möchte, der stecke sich 20 Taler ein und sei um 10:45 Uhr in Bischofshol. Getränke gibt es auf den Logenplätzen während der Fahrt vom charmanten Personal gegen einen kleinen Preis gereicht, Popcorn ist selbst mitzubringen. Zwei Spiele noch, zwei mal alles raushauen. Für den SVA, die Blauen und den kleinen, pickligen Außenseiter, der im Bus immer vorne sitzen musste!

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