Abstiegskrimi mit Happy End: Der SV Arminia bleibt Oberligist!

Drei Mannschaften hatten vor dem letzten Spieltag noch Chancenerhalt, aber nur ein Ticket für die kommende Oberligasaison war zu vergeben. Die drei Teams lieferten sich eine Nervenschlacht in einem Thriller, wie ihn sonst nur skandinavische Autoren schreiben. Gut, dass der SV Arminia einen solchen Skandinavier auf der Bank hat, der jegliche Wendungen und Spannungsbögen im Blick hat. Am Ende ist gab es das verdiente Happy End und den Klassenerhalt für die Blauen! Aber der Reihe nach.

Viel Druck der Italiener

Der SV Arminia begann das letzte Kapitel des Nervenkitzels mit einer rundum erneuerten Defensive. Yannick Kranz kehrte nach überstandener Krankheit zurück ins Epizentrum, Niclas Langhans ersetzte den gelbgesperrten Yannick Kranz außen und Marc-Benjamin Klusmann spielte für den rotgesperrten Nikita Marusenko defensiv zentral. Damit waren die langen Jungs aus Bischofshol komplett auf dem Platz. Wie es bei skandinavischen Krimis nun einmal so ist, spielte die Handlung in abgeschiedener Lage mit tristem grau im Hintergrund in einem verschlafenen Nest, welches die Aura eines schwedischen Bücherregals ausstrahlt. Also Wolfsburg. Die Gastgeber taugen sehr gut als Bösewichte in jedem Fernsehfilm, haben sie doch neun der letzten zehn Duelle gegen den SV Arminia gewonnen. Die Blauen starteten erst einmal abwartend, untersuchten den Tatort zögerlich und wollten nicht ins offene Messer laufen. Erste Nadelstiche setzte nach fünf Minuten Pino Ballerstedt, aber der Ball geriet zu lang und Valentin Szabó zielte aus der Distanz darüber. Yannick Kranz setzte eine erste Duftmarke aus dem Geläuf und kassierte die gelbe Karte von Schiedsrichter Tim-Alexander Strampe, Sohn von Pfeifenlegende Hartmut Strampe. Während der Vater sogar internationale Spiele gepfiffen hat und zu Weltruhm in der Gilde der Schiedsrichterei gelangte, hatte sein Filius nicht den allerbesten Tag erwischt. Aber in Krimis hat man ohnehin nicht selten das Gefühl, die Welt hätte sich gegen einen verschworen. Die Gastgeber aus dem Land von Terence Hill, Bud Spencer und anderen bekannten Sportgrößen dominierten fortan das Geschehen. Nach einer Viertelstunde hatte der SV Arminia großes Glück, als ein Schuss an den Innenpfosten klatsche, die Linie entlang trudelte und nach einer ganzen Torlänge knapp wieder aus dem Gefahrenbereich rollte. Kurze Herzinfarktgefahr im Gästebereich, der mit zahlreichem wie lautstarken Anhang gut gefüllt war. Die folgende Ecke war ebenso gefährlich und konnte gerade noch geklärt werden! Anspannung und Adrenalin verströmten in die sonst so saubere Luft dieses Idylls. Der SVA konnte sich dann und wann aus der Unklammerung befreien und hatte zwei Freistoßmöglichkeiten durch Pino Ballerstedt. Die erste wurde wegen vermeintlichen Offensivfouls unterbunden, die zweite setzte der Schütze über den Fangzaun und die dahinter befindlichen Kabinen. Ohnehin war es das Spiel von Pino Ballerstedt! Unermüdlich rackerte, kämpfte, grätschte und spielte der Armine in diesem Film. Jede Szene beinhaltete ihn und seine Fähigkeiten, so auch der tolle Pass auf Lasse Denker nach 35 Minuten, den die Italiener gerade noch blocken konnten. Dennoch schnürte der Gastgeber die Arminen regelrecht ein, bespielte das Tor von Dominik Grimpe und ließ den Bischofsholern keine Luft zum atmen. Kurz vor der Pause rettete Torwart Dominik Grimpe grandios und Arminia zweiter Innenverteidiger sah die gelbe Karte. War der Ermahnung für Yannick Kranz vielleicht noch in Ordnung, wurde es bei Niclas Langhans schon langsam lächerlich. Aber der SV Arminia kämpfte sich in die Pause. In Emden stand es Unentschieden, Rotenburg lag daheim zurück gegen die Eberstädter des SSV Vorsfelde. Das würde reichen, aber für die Nerven war es nichts. Jetzt aber erstmal Pause, ein Kugel Stracciatella zur Beruhigung oder eine Ecke Pizza und dann sollte es auch schon weitergehen.

Die längsten 13 Minuten des Jahres

Die Zweite Halbzeit brachte leider zunächst keinen Motivationsabfall der Gastgeber. Der Krimi spitzte sich zu, die Minuten ging nur langsam von der Uhr. Der SV Arminia tat sich schwer im Spielaufbau. Gelang er mal, wie nach 55 Minuten, wurde er jäh gestoppt. Dieses Mal durch Handspiel und eigentlich einem klaren Freistoß, aber die einfachen Entscheidungen wurden an diesem Pfingstwochenende nicht für die Blauen gepfiffen. Egal, weiter geht es. Die Wolfe blieben dran und gefährlich. Einer der zahlreichen Freistöße wurde freistehend drübergeköpft, es war die 65. Minute. Arminia entlastete über Valentin Szabó, der in der Mitte Luis Prior Bautista fand. Seine sehenswerte Direktabnahme ging aber drüber. Auf den anderen Plätzen fielen indes Tore. Erst führte Ramlingen in der Ottifantenstadt, sodann lagen sie auch schon wieder zurück. Bei allem Drama, aber das musste ja nun nicht sein. Letzte Saison mit gehässigen Grüßen und dem Wunsch nach acht Absteigern garniert, sollte doch nun nicht das Burgdorfer Doppeldorf noch an den letzten Metern vorbeiziehen? In Rotenburg wurde ausgeglichen und der SV Arminia bekam langsam Panik. Lasse Denker versuchte es volley, verfehlte aber deutlich. Die Gastgeber nutzten die Unsicherheiten aus und kamen zu Abschlüssen. Den ersten parierte Dominik Grimpe aus kürzester Distanz! Aber zwei Minuten später wurde es mucksmäuschenstill im Lupo Stadio. Aus kürzester Distanz war der Schlussmann machtlos, die Blauen lagen zurück und es waren nur noch vier Minuten zu spielen. Arminia wechselte offensiv, versuchte noch einmal alles, aber schnell wurde klar, dass die Entscheidung in der Ferne fallen müsste. Kam Ramlingen noch einmal zurück? Gelang Rotenburg der Treffer ins Glück kurz vor Schluss? An beiden Schauplätzen hatte es ordentlich geregnet, es bahnten sich Schlammschlachten an. Während man dies in Emden ja gewohnt ist und die Kickers den Sack zumachten, sah es in Rotenburg anders aus. Der Platz stand unter Krautwasser, die Gastgeber hatten noch 13 Minuten Zeit für ihren Treffer. In Wolfsburg war indes Schluss. Langes warten, bange Blicke. Co-Trainer Nikola Butigan schloss sich in der Kabine ein. Standleitungen wurden aufgebaut, das ferne Telefonnetz wurde frequentiert. Trainer Henrik Larsen tigerte auf und ab, Fans und Spieler kauerten auf dem Rasen. Minuten, die zu Stunden werden. Wo würde die Reise des SV Arminia hinführen? Ins gelobte der Land der Oberliga oder an finstere Orte der Landesliga, wie etwa Eilvese? Die Kunde aus Rotenburg machte sich breit, der Gastgeber hatte soeben die Latte getroffen! Auch das noch! Aber dann die erlösende Nachricht aus dem Transistor eines Fernsprechers: „Aus! Aus! Das Spiel ist aus!“ Der Platz wurde gestürmt! Spieler, Zuschauer und Offizielle lagen sich in den Armen! Sekt wurde verspritzt, Gesänge angestimmt und Bierduschen zelebriert (wer hätte hier ahnen können, dass dieser Gerstensaft in Wolfsburg so selten und alsbald ausverkauft sein würde?). Der Vorstandsvorsitzende hatte feuchte Augen, indes wurde Trainer Henrik Larsen gefeiert und an einem Tag, an dem wirklich alles geht, wurde sogar Co-Trainer Nikola Butigan durch die Luft gewirbelt! Die große Feier begann vor Ort, dann setzte sich der Tross in Richtung Bischofshol in Fahrt und wurde dort bereits empfangen! Glücklicherweise war der Folgetag schulfrei, so dass Eltern ihre Kinder zum Stadion fuhren, um ihre Helden zu begrüßen. Vor Ort wurde gesungen, getanzt und bis in die Nacht gefeiert, aus der ganzen Südstadt strömten die Fans herbei und stimmten ein: „Niemals Landesliga, niemals niemals!“ Während diese Zeilen geschrieben werden, wird es langsam leiser und ruhiger rund um das Rudolf-Kalweit-Stadion, aber sollen noch immer Feierwütige unterwegs sein. Wer auch immer an diesem langen Tag und in dieser langen Nacht verloren gegangen sein mag, wir sehen uns wieder in der neuen Saison. Diese findet genauso wie die letzte Serie in der Oberliga statt!

Zeit für eine Kur

Da man nicht kalt entziehen sollte, empfehlen Experten für Suchterkrankungen das langsame Ausschleichen der Substanzen. So wird die Mannschaft noch zweimal trainieren und am Samstag den Saisonabschluss in einem Tanzlokal in der Innenstadt feiern. Einige Fans des SVA werden am kommenden Samstag die Verwandtschaft in Bremen besuchen, wo der Bremer SV im Landespokalfinale spielt. Hinter den Kulissen werden weiterhin die Stellschrauben für die Zukunft justiert, einige Personalentscheidungen werden in den kommenden Tagen bekannt gegeben. Wenn es was zu vermelden gibt, dann hier oder in diesem Social Media. Bis dahin wünscht der blauste Fußballclub der Stadt eine schöne Sommerzeit.

Ein Betreuer des SV Arminia freut sich offensichtlich über Telefonempfang

Leave a Reply