Arminia erstmals auf dem Treppchen ganz oben: 3:1 gegen Meppen II
Fast drei Monate mussten vergehen, bis der SV Arminia vor heimischer Kulisse wieder Oberligafußball spielen konnte. Die Sommerpause ist zumeist ein sinnfreier Zeitraum, der vielleicht von einer Fußball-Europameisterschaft, der Tour de France oder den olympischen Sommerspielen überbrückt, aber nicht ersetzt kann. Zum Glück geht die Oberligasaison aber wieder los, und während in Paris die letzten Wettkämpfe anstanden, fand der erste Wettkampf im RKS gegen die Zweitvertretung aus Meppen an.
Schneller Rückstand und gute Antwort
Weit über 500 Fans waren in den Olymp Hannovers gepilgert, um dieses Kräftemessen in verschiedenen Disziplinen zu verfolgen. Hatten die Blauen in der Vorbereitung noch die eine oder andere Frage offen gelassen, war mit dem Punktspielstart in Bersenbrück gleich klar geworden, dass diese Truppe absolut wettbewerbsfähig sein würde. Chef de Mission Henrik Larsen beorderte Chinoso Anoliefotu in die Sturmspitze für den verletzten Xelat Atalan und den wiedergenesenen Yannick Kranz in die Abwehrzentrale. Er verdrängte Niclas Langhans. Die Eröffnungsfeier in Bischofshol war deutlich weniger spektakulär als in Paris, ein paar Tanzchoreografien oder ein singender Schlumpf wären schon schön gewesen. Dann wurde die Fackel am Grillstand entfacht und die elfte Oberligasaison mit blauer Beteiligung in Folge startete. Was hat der SV Arminia mit dem mittelamerikanischen Staat Belize gemeinsam? Nun, die Delegation aus dieser Nation entsandte genau einen Athleten zur Olympiade nach Frankreich, dieser sollte dort in der Disziplin Laufen über 100 Meter antreten. In seinem Vorlauf scheiterte der Sprinte mit 11,17 Sekunden an der Qualifikation für das Halbfinale und die Olympiateilnahme dieses Landes war bereits nach diesem einen Lauf beendet. Ähnlich lange benötigte der Gast aus Meppen, um die gute Laune der Blauen zu beenden. Anstoß für die Emsländer, zweimal hintenrum gespielt, ein langer Ball, der abgelegt wird und dann trocken in den Winkel gesetzt. Viel mehr als elf Sekunden hatte dieses Gegentor nicht gedauert und der Gast lag in Führung. Der SVA musste sich erstmal einmal sammeln wie die Triathleten nach dem Schwimmen in der Seine. Diesen Hieb musste man also erstmal runterschlucken. Eine erste zaghafte Aktion nach einem Einwurf nach sieben Minuten waren aber nicht mehr als das obligatorische Abtasten im olympischen Boxen. Defensiv standen die Blauen noch nicht sicher, nach neun Minuten brannte es lichterloh im Strafraum der Gastgeber, aber mit vereinten Kräften konnte der Block am Netz gesetzt werden. Die erste wirkliche Chance ereignete sich nach Flanke von Pino Ballerstedt, die Emsländer retteten nach zehn Minuten jedoch. Eine erste kurze Strafecke brachte eben jener Pino Ballerstedt gekonnt in den Strafraum, dort schloss Marc-Benjamin Klusmann schnell ab, konnte wie im Hockey auch den Ball nicht durch das Gewühl in Richtung Kasten bringen. Sehenswert wie in der rhythmischen Sportgymnastik war die Direktabnahme von Chinoso nach einer guten Viertelstunde, die Haltungsnoten waren formidabel, aber die Keule wurde weit neben das Tor statt hineingesetzt, Abzüge in der B-Note. Immer wieder schaltete sich nun Yannick Bahls ein, fuhr immer wieder Attacken auf der Außenbahn und war nur unfair zu stoppen. Die folgenden Freistöße waren leider ebenso ungefährlich wie die deutschen Medaillenträume im Sportschießen. Chinoso Anoliefotu legte einen starken Pass auf Fahad Barakzaie, sein Distanzschuß verfehlte das Ziel aber ebenso deutlich wie Pino Ballerstedts Weitschuß kurz darauf. Der Ausgleich fiel nach einer knappen halben Stunde, ein Gegenstoß wurde auf rechts sehr präzise vorgetragen, David Sitzer versuchte wie im olympischen Basketballturnier einen Treffer aus kurzer Distanz und scheiterte, aber Chinoso Anoliefotu schnappte sich den Rebound und legte den Ball ins Netz, Ausgleich! Das Spiel hätte Pino Ballerstedt kurz darauf drehen können, aber sein Schuß geriet aus aussichtsreicher Position zu zentral, Meppens Keeper pritschte den Ball aus der Gefahrenzone. Kurz vor der Pause stand die Disziplin Hochsprung an, Meppens Mittelstürmer versuchte sich aus Kurzer Distanz, scheiterte aber an der Höhe von 2,44 Metern, weil Arminias Dominik Grimpe noch einen drauflegte und Ball sowie sämtliche Fäuste auf dem Lahmannhügel nach oben beförderte und den Wettbewerb spektakulär für sich entschied. Pause, kurz schauen, was in den anderen Sportarten so los ist und dann zurück zur Wettkampfstätte.
Die Blauen besteigen das Treppchen
Die zweite Halbzeit begann mit unveränderten Formationen, der Gast aus Meppen zog das Tempo in den ersten Runden jedoch an. Erinnerten die ersten zehn Minuten vom Spannungsbogen noch an die 50 Kilometer im Gehen, sollte spätestens dann Tempo in die Sache kommen. Eine erste Flanke von Fahad Barakzaie fand nicht ins Ziel, aber nach einer knappen Stunde kam der große Auftritt von Chinoso Anoliefotu. Meppens Defensive wirkte orientierungslos und legte den Ball zurück direkt in die Füße des Angreifers, der erst losspurtete und dann den weit vor seinem Kasten stehenden Schlussmann aus knapp 35 überlupfte. Ein Ball wie ein Gedicht, eine Flugbahn wie beim Diskuswerfen segelte traumhaft in gewinnbringende Weiten und schlug rekordhaft dort ein, wo es zählt. Olympischer Rekord und die Führung für die Blauen, 2:1! Fast wäre der Doppelpack geglückt, aber der Pass vom Doppelschützen auf David Lučić hatte zwar das richtige Timing, aber der Schlenzer strich am Tor vorbei. Ungültig! Der Gast aus Meppen mühte sich, hätte aber bei den Olympischen Sommerspielen im Judo einen Shido für Inaktivität erhalten. Es war nun an den Blauen, mit einem Ippon für das Ende zu sorgen und so legte man sich den Kontrahenten zurecht. David Sitzer scheiterte in der 75. Minute bevor Marc-Benjamin Klusmann für das Kabinettstückchen des Spiels sorgte, den Ball erst an die Auslinie jonglierte und dann durch den Strafraum turnte. Erst auf der Matte am Boden, dann schwungvoll wie am Recken, drehend über das Pauschenpferd und akrobatisch am Barren. Turnvater Jahn hätte Tränen in den Augen gehabt, die Juroren auf dem Lahmannhügel zogen Bestnoten und der Vorturner Marc-Benjamin Klusmann erhielt stehende Ovationen für diese Kür. Ein Tor gab es nicht, aber im Mannschaftsergebnis kommt es eben auch auf solche Finessen an. Die Gäste mühten sich weiter, waren aber ähnlich einfallslos wie das Freiluftschwimmen über 10 Kilometer wirkt und der SVA wollte das dritte Tor erzielen. Chinoso Anoliefotu hatte den Staffelstab an Onur Capin weitergegeben, der gekonnt von Fahad Barakzaie in Szene gesetzt wurde. Sein starker Abschluss wurde im letzten Moment geblockt. Nächster Konter, nächste Chance. Dieses Mal wurde der eingewechselte Kamil Jermakowicz bedient, dieser agierte aber etwas zu überhastet bei seinen ersten olympischen Oberligaspielen. Da ist ihm die Unerfahrenheit noch anzusehen, aber an diesem Talent wird die Equipe noch viel Freude haben. Perspektive auf die nächsten Spiele und so. Den Schlusspunkte setzt dann doch Onur Capin, der einen starken Querpass annahm, in den Strafraum eindrang und dort in der Schlussminute den andalusischen Bahnradfahrer Luis Prior Bautista fand. Dieser Ausnahmesportler dreht seine Runden auf dem ovalen Grund und war auch in der letzter Sekunde zu Stelle. Ob ihm Bahnrad-Sprint, im Keirin oder im Omnium. Eine sichere Bank wie die deutsche Mannschaft im Dressursport und genauso sicher netzte er zum 3:1 Endstand ein und bedankte sich artig mit einer Piaffe. Den Gästen fiel auch in der Nachspielzeit nichts Entscheidendes mehr ein, die Arminen spielten die Zeit runter wie beim Florettfechten und sodann ertönte der Abpfiff. Großer Jubel, diverse Umarmungen und ab aufs Treppchen mit dieser goldenen Truppe! Ein verdienter Heimsieg und sportliche Höchstleistungen auf allen Ebenen. Im Anschluss wurde im Bischofsholer Dorf noch gefeiert und getanzt, im Olymp trafen sich die 12 Götter und feierten Erlebtes und die Sportler ließen sich ob ihres Erfolges hochleben.
Nächsten Sonntag nach Verden
Am kommenden Sonntag tritt der SV Arminia erstmals seit Ewigkeit wieder in der Reiterstadt Verden an. Der stark eingeschätzte Aufsteiger hat in den letzten Jahren richtig an Fahrt aufgenommen und ist erstmal in der Oberliga der aktuellen Form vertreten. Die Arminen sollten aber auf der Hut sein. Die Reiterstädter werden nicht nur in Dressur, Springreiten und Geländeritt einige Prüfungen stellen, sondern auch hochmotiviert den ersten Heimsieg anpeilen wollen. Der Tross der Blauen wird mit dem Zug anreisen, weitere Informationen folgen.