Im Spitzenspiel siegen die Großmeister aus Bischofshol deutlich gegen Celle
Wer vor der Saison dieses Spitzenspiel vorausgesagt hätte, hätte wohl auf hohes Fieber oder Wahnsinn getestet werden müssen. Aber nach zehn Spieltagen mischen die Teams von Arminia Hannover und Eintracht Celle die Liga auf und haben so manchen Fußballexperten davon überzeugen können, doch kein gar so deutlicher Abstiegskandidat zu sein. Das Duell elektrisierte die Region und ließ eine stattliche Zahl Fans ins RKS pilgern, um die beiden Schwergewichte des Rasenschachs, Hilger Wirtz von Elmendorff und Henrik Larsen, bei Ihrer Königsdisziplin zuschauen zu können. Der Gast aus der Residenzstadt griff tief in die Trickkiste und reiste mit weißen Stulpen und weißen Buchsen an, um ein erstes Zeichen zu setzen. Wer hätte denn ahnen können, dass die Blauen zuhause ebenfalls in weißer Bekleidung abwärts der Hüfte auflaufen würden? Das war ja in den bisherigen Duellen noch nie passiert und auch Ex-Coach Hilger Wirtz sowie Ex-Abwehrrecke Tom-Lauritz Becker hätten hier auch keinerlei Hinweise geben können. Nun bot der Fundus des SVA schon immer reichlich Material und ein paar blaue Stutzen konnten ausgeliehen werden. Ob sich die Strategie von Chefdenker Henrik Larsen von so einem Bauerntrick überlisten ließ? Mitnichten!
Der SVA in Spiellaune
Die Blauen begannen das Duell der Großmeister im Rasenschach mit einer veränderten Formation. Yannick Kranz rückte wieder in die Verteidigung, Kamil Jermakwicz in den Sturm und Daniel Egbudzhuo nach langer Verletzungspause in die Startelf. Henrik Larsen begann mit einem dänischen Gambit, Hilger Wirtz wählte die südheidnische Eröffnung. Was zunächst nach abtasten, Querpässen und Langsamkeit aussah, war viel mehr. Fans der Schachtaktik erkannten es sofort und waren ganz verzückt von dieser strategischen Meisterleistung dieser beiden Denker. Ein paar Abtäusche wurden eingestreut, ein bisschen Dauerschacheine kleine Springerpartie. Beide Parteien reizten die Bedenkzeit aus und so lag der Fokus im Detail dieses taktischen Leckerbissens. Mehrere Fans in Rollkragenpullover und Sakko auf den Stehplatztraversen kamen aus dem Schwärmen nicht mehr heraus und waren ganz verzückt dieser leichten Fesselung. Nach knapp 20 Minuten nahm sich Hilger Wirtz ein Herz und nahm eine Attacke vor, die aber rüde im Mittelfeld einen dänischen Springerkonter unterband und mit einem gelben Karton geahndet wurde. Dies lockerte die Vorsicht, Großmeister Henrik Larsen setzte zu einem Gegenschach an, ließ David Lučić und Kamil Jermakowicz kombinieren und Ersterer netzte durch diesen Doppelpass frei vor Celles Tormann sicher zur Führung ein. Während defensiv Yannick Bahls eine Flanke klärte, setzte Dänemarks Antwort auf Garri Kasparow den nächsten Nadelstich. Dylan Kuete schloß einen Abpraller direkt ab, sein Ball geriet vor dem Kasten zum Querschläger und Niclas Langhans stand goldrichtig. Arminias Turm vollendete formschön volley zur Zweitoreführung und läutete damit eine Art Endschach ein. Wieder Yannick Bahls, dieses mal offensiv mit einer Flanke gefährlich und abermals der Kapitän im Zusammenspiel mit Kamil Jermakowicz belagerte das Celler Tor. Die Rochade schien die Celler Hintermannschaft derart zu verunsichern, dass ein Fehlpass vor die Füße von Kamill Jermakowicz fiel, aber sein direkter Abschluss kurz vor der Pause wollte nicht zum Räuberschach ins Tor. Celle schien in dieser Phase ein Bauernopfer und rettete sich taumelnd in die Pause, die vor dem Schachmatt rettete. Von einer Hängepartie konnte keine Rede sein, vielmehr stellten die Figuren von Großmeister Hilger Wirtz ein griechisches Geschenkopfer dar. Aber auch Schach hat zwei Halbzeiten und gejubelt wird erst, wenn der König liegt.
Kalte Dusche und viel Dominanz
Die zweite Halbzeit begann Hilger Wirtz mit einer Variante des gotischen Schachs und schlug direkt mit seiner Dame zu. Diese in Person von Luca van Eupen ist die gefährlichste Figur im Celler Spiel, besonders wenn sie im letzten Viertel des Spielfeldes eingesetzt wird. Während der SVA noch schläfrig wie ein gedeckter Freibauer agierte, schloss der Torjäger eiskalt ab und verkürzte auf 2:1, keine drei Minuten waren gespielt. Kalte Duschen kennen die Arminen eigentlich sonst nur nach dem Spiel, nun war es währenddessen schon so weit. Aber die Figuren von Chefdenker Hilger Wirtz dezimierten sich mittels einer Unterumwandlung selbst. Richtig frech den Fuß über David Lučić gehalten, versuchte es Celles Sünder zunächst mit der plumpsten aller Arten und mimte gleichfalls den sterbenden Schwan, aber die gelb-rote Karte war bereits gezückt. Das verwunderte Gesicht gab Anlass zu einigen Lachern auf dem Lahmannhügel. „Wer? Ich?“, wollte Celles Sünder offensichtlich fragen. Ja, nun. Wer denn sonst? Das Spiel ging fortan mit ungleicher Figurenverteilung weiter und der SVA machte den Deckel auf die Partie und stellte den Männerturnverein ins Schach. Eine hübsche lange Rochade auf den Läufer Yannick Bahls, der in die Mitte auf den andalusischen Springer auf c4 flankte, welcher formvollendet per Kopf zum 3:1 in der 59. Minute abschloss! Nun ging Henrik Larsen in die Vollen und setzte die Gäste mehr und mehr unter Zugzwang. Fahad Barakzaie bediente David Lučić, knapp daneben. Dylan Kuete aus der Distanz, wieder knapp daneben. Ein herrlicher Abschluss des eingewechselten David Sitzer geriet zu zentral und brachte den König noch nicht zu Fall. Im Zuge der Verzweiflung versuchte es Großmeister Hilger Wirtz mit einem Giftbauern, der theatralisch im Strafraum der Arminen hinfiel. Aber Tischrichter Kilian Braun konnte über diese Finte nur schmuzeln. Das Pulver der Gäste war damit verschossen und die Blauen setzten zum Seekadettenmatt an. Kamil Jermakowicz aus spitzem Winkel scheiterte nach Vorlage von Yannick Bahls ebenso wie David Lučić nach feinem Zuspiel von Pino Ballerstedt. Der eingewechselte Rodi Celik hatte zum Schluss gleich zweimal die Möglichkeit zum Grundreihenmatt, verpasste jeweils jedoch aus aussichtsreicher Position. Großmeister Hilger Wirtz hatte genug gesehen, zu aussichtslos war dieses Unterfangen. Er legte seinen König auf die Seite und gab diese Partie auf. Großmeister Henrik Larsen jubelte und herzte seine Figuren, die in dieser 11. Partie der diesjährigen Oberligaserie so gar nichts anbrennen ließen und warf beherzt einige Kusshände in die Menge. Die Celler schlichen wie hängende Bauern vom Platz, doch auch hier gehört es sich, diese Leistung anzuerkennen und diese bisher so fabelhafte Saison zu würdigen. Zwei richtig gute Kontrahenten zeigten ein ganz großes Rasenschach und bleiben der Oberliga hoffentlich ein weiteres Jahr erhalten.
Nach Celle nach Spelle
Kaum ist die letzte Gerstenkaltschale ausgetrunken, wartet schon die nächste Hürde. Der Regionalligaabsteiger aus Spelle empfängt den aktuellen Tabellenzweiten und dies ist, um es deutlich zu erwähnen, der SV Arminia! Die Blauen werden eine hohe Hürde erwarten müssen, denn die Emsländer kommen so langsam in Tritt und waren auch bisher immer eine starke Mannschaft in der Oberliga. Zuletzt gab es gleich zwei Enttäuschungen beim Gastspiel in Spelle. Nicht nur auf dem Rasen setzte es eine deutliche Niederlage. Nein, auch das örtliche Wirtshaus mit dem herrlichen Namen Kegelkotte hatte geschlossen! Dieses Mal soll alles anders sein, denn zuerst könnte es köstliche Gerstenprodukte und dann weitere Punkte für die Oberligatabelle geben. Damit sich niemand überarbeiten muss, gilt die Arbeitsteilung. Menschen in langen Hosen besorgen Teil eins in der Gaststätte, in kurzen Hosen geht es auf dem Rasenrechteck weiter. Anpfiff ist um 15 Uhr im Getränke-Hoffmann-Stadion. Die Anreise wird mit einem Omnisbus vorgenommen, in welchem es noch freie Plätze gibt. Diese sollten spätestens ab 10:15 Uhr vor dem RKS eingenommen werden, Abfahrt ist um 10:30 Uhr. Anmeldungen werden unter sva.auswaertsfahrt@gmail.com entgegengenommen, der Kostenpunkt liegt bei 20 Euro. Bezüglich der Kegelkotte gilt das Prinzip Hoffnung, aber auch nur dort.