
Arminia tütet am Jadebusen drei Punkte ein
In Zeiten zunehmender Verrohung in der Gesellschaft sind es die kleinen Dinge, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Gastfreundschaft ist so ein Ding. Versteht man darunter gemeinhin Vertrauen, Zuwendung und Dienstbereitschaft in der Beherbergung, Bewirtung und Unterhaltung, so zeigte der SV Wilhelmshaven wie man diese Punkte adäquat in die Praxis umsetzt.
Doppelpack von Xelat Atalan
Bestes Wetter und herrlichen Sonnenschein hatte der SVW zum Gastspiel des SVA bestellt. Freundliches Personal im Ordnungsdienst erkundigte sich, ob der erneut zahlreiche Anhang gerne schattig oder sonnig stehen möchte, fachkundiges Expertentum am Zapfhahn und dem Grillstand sorgte für beste Verpflegung und auch sonst lud alles in diesem schmucken Jadestadion zum Verweilen ein. Sogar das saftige Grün des Spielfeldes wurden den Maßstäben aus Bischofshol entsprechend in Form gebracht und stande dem Teppich im Rudolf-Kalweit-Stadion in keinster Weise nach. Die Einladung zum Oberligaspiel nahm Trainer Henrik Larsen mit verändertem Personal an. Erstmals wurde mit Doppelspitze agiert, die von Xelat Atalan und Kamil Jermakowicz besetzt wurde. Daniel Egbudzhuo verteidigte links hinten und wird vom dänischen Taktiker gewiss das ein oder andere Mal auf Gegner hinter ihm hingewiesen worden sein. Dafür rückte Luis Prior Bautista wieder ins Mittelfeld und konnte nach fünf Minuten erstmal durchatmen, denn Daniel Egbudzhuo klärte aufmerksam für die Jungs in blau. Das andalusische Torpedoboot sorgte in der Marinestadt erstmals für Gefahr, die Flanke schlug allerdings zu weit hinten ein. Das Spiel wirkte zerfahren, der SVA stellte die Räume zu und versuchte sich in Geduld nach vorne, die gastfreundlichen Wilhelmshavener hatten ebenfalls keine zündende Idee. Neuzugang Simon Toprakli wurde nach 18 Minuten friesisch herb von den Beinen geholt, der anschließende Freistoß brachte jedoch keine Gefahr ein. Eine Flank von Yannick Bahls nickte Xelat Atalan aufs Tor, aber gefährlich war auch diese Aktion nicht. Es begann eine Zeit, in der Wilhelmshavens Mittelstürmer die Gäste zum kollektiven Sonnenbaden einladen wollte. Anscheinend gehört dies an der Jade zum guten Ton und muss auch zwingend mit einem Schrei unterlegt werden. Herrlich weich muss der saftigste Rasen Niedersachsens sein, so gerne legte sich der Sonnenanbeter ab. Als Moritz Alten wiederholt nicht mitmachen wollte, verwarnte ihn der Schiedsrichter wegen Missachtung der Gastfreundschaft. So geht es ja nun nicht und wer das Gastrecht verletzt wird mit dem Verlust der Ehre bestraft. Im Fußball geht so ein Verlust oftmals mit einem Murmeltor einher und so ging der SVW in Führung. Ein Flanke klatschte erst von Moritz Alten an den Rücken von Yannick Bahls und von dort vor die Füße besagten Stürmers, der den Ball ins Tor stokelte. Arminias Schlussmann Pascal Geerts hechtete noch katzengleich hinterher, aber wenn diese knapp zwei Meter auch nicht ausreichen, dann kann das Prädikat „unhaltbar“ wohl verliehen werden. Wer nun dachte, es sei um den Gast aus der Landeshauptstadt geschehen, der machte die Rechnung ohne den Wirt. Die Jadestädter hatten nämlich Geschenke in Form von katastrophalen Fehlpässen dabei und bedienten mit dem ersten Pass dieser Art Xelat Atalan, der sich aufmachte, zwei Gegenspieler und dann den Torwart umkurvte und zwei Minuten nach dem Rückstand egalisierte. 1:1! Was könnte schöner sein? Nun, die Wiederholung des Ganzen. Erneut erzwangen die Blauen einen Ballverlust, erneut spritze Xelat Atalan dazischen und umkurvte dieses Mal gleich drei Gegenspieler und Torwart, um zur Führung einzuschieben. Der SVA hatte das Spiel gedreht und zwar binnen zwei Minuten. Wilhelmshavens Mittelstürmer legte sich noch einmal ab und dann ging es auch schon zum Pausentee, der in Friesland Pausengrog genannt wird.
Die beste Defensive der Liga kommt aus Bischofshol
In der zweiten Halbzeit brachte Henrik Larsen mit Kim Hwitae für Moritz Alten den ersten südkoreanischen Spieler in der Geschichte des SV Arminia zu seinem Pflichtspieldebüt. Nicht vor Ort bei diesem geschichtsträchtigen Moment war Vorstand Frank Willig, der im Namen der Völkerverständigung aktuell in Pjöngjang weilen soll, um zeitnah auch den ersten nordkoreanischen Spieler in der glorreichen Geschichte des SVA zu präsentieren. David Sitzer kam für Simon Toprakli und die beste Abwehr der Liga machte sich an ihre Lieblingsbeschäftigung, dem Anrühren von Beton. Luis Prior Bauitista versuchte es in der Offensive aus dem Gewühl, Xelat Atalan wurde in aussichtsreicher Position noch abgegrätscht. Dem Stürmer gaben die ersten beiden Saisontore sichtlich Auftrieb und nach einer guten Stunde erkämpfte er sich den Ball sehenswert, schloss jedoch zu schwach ab. Selbst die Ecken schoß Xelat Atalan nun selbst, fehlte dann aber vor dem Tor zum Kopfball. Defensiv ließ der Abwehrverbund um Yannick Bahls und Yannick Kranz nichts zu, der zumnehmende Ballbesitz des SV Wilhelmshaven hatte rein statistische Bedeutung. Zehn Minuten vor Ende schallten Wechselgesänge aus dem Gästebereich des Stadions und spätestens jetzt war klar, dass die drei Punkte den Weg in die Landeshauptstadt antreten würden. Eine engagiert und konzentrierte Leistung des SVA und ein damit verbundener Satz in der Tabelle, der zur richtigen Zeit kommt. Wie sich das für anständige Gäste gehört bedankte sich der Tross bei den Gastgebern, plauschte anschließend bei einigen Getränken und wünschte dem Aufsteiger alles Gute für den Rest der Saison. Selbstredend lässt es sich mit einem Sieg im Gepäck immer leicht schreiben, aber wir kommen wirklich gerne wieder und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen!
Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig am kommenden Sonntag
Wann das letzte Mal eine Mannschaft des Braunschweiger Turnsportvereins ein Pflichtspiel in Hannover bestritten hat, wissen wir nicht. Wir wissen aber, wann das nächste Spiel stattfinden wird. Der Talenteschuppen der Eintracht gastiert am kommenden Sonntag in Bischofshol. Die Junglöwen treten ab 15 Uhr gegen die Blauen an.