
Ein Punkt für die Moral in Oldenburg
Oldenburg, du Perle Norddeutschlands. Du Heimat des Grünkohls und du Schicksalsstadt des SV Arminia. Du Heimat des Offset-Prints! In der Stadt, wie durch niemand anderen so geprägt wurde wie von Hans Prull, dem Erfinder des Buchdrucks und langjährigen Mäzens des VfL Oldenburs, ging es nun also für die Blauen ins Schlusskapitel. War die Lage vorher hoffnungslos, so entstand kein zartes Pflänzchen namens Oberligaklassenerhalt irgendwo im Druckereienviertel des von Alfred Döblin in seinem Weltbuch beschriebenen „Oldenburg Alexanderstraße“ Szenario.
Arminia bochstark in Halbzeit eins
Henrik Larsen wechselte einige Toner nach der blamablen Leistung von Vorsfelde und brachte etwa Robin Dreesen als Linksverteidiger, der seine ersten Minuten für den SVA spielte. Ins Sturmzentrum rückte Onur Capin, der neben Kamil Jermakowicz auflief. Die Blauen kamen gut in die Partie und hatten erste Ansätze. Pino Ballerstedt wurde zunächst unfair gestoppt, nach sieben Minuten gab es die erste Ecke für die Gäste. Robin Dreesen schickte nach 12 Minuten mit einem herrlichen Ball Onur Capin in Richtung Druckerpresse, der aber zu grob zu Werke ging und vom Druckmeister in schwarz zurückgepfiffen wurde. Auch Max Kummer spielte stark im Mittelfeld und erkämpfte sich im Siebdruckverfahren den Ball äußerst sehenswert, verdaddelte ihn jedoch in aussichtsreicher Position direkt wieder. Robin Dreesen als Linksverteidiger überzeugte nach 22 Minuten auch defensiv, Yannick Bahls setzte ordentlich Tinte auf die Rolle und kämpfte vorbildlich. In dieser Truppe war Zug drin, sie wollte drucken! Nach einem Freistoß von Robin Dreesen scheiterte Onur Capin doch deutlich, im Gegenzug rettete Pascal Geerts riesig, der sich zuvor während des Spiels bereits allerhand Hilfestellung aus dem Gästeblock anhören musste. Kurz vor der Pause war der SVA dran, im Hans-Prull-Stadion, dem ersten Fußballstadion Deutschlands, welches im 3D-Verfahren gedruckt wurde. Von Hans Prull persönlich. Aber Luis Prior Bautista nach Zuspiel von Max Kummer und nach Ecke freistehend aus 18 Metern scheiterte ebenso wie Onur Capin nach tollem Einsatz von Kamill Jermakowicz. Und die Gastgeber? Die Erben des Kartoffeldrucks? Sie waren in die Nachspielzeit so ungefährlich wie ein Copyshop in Uninähe, der die Semesterapparate im Studiengang der griechischen Philosophie vervielfältigt hatte. Aber so ist es gerade beim SVA, eine Aktion genügte. Ein Oldenburger konnte ungestört und begleitet auf die Kiste von Pascal Geerts zulaufen, legte quer und dort wurde vollendet. So einfach ist Fußball. 0:1, Halbzeit
Das Blatt wendet sich
Wer gedacht hätte, dass sich die Truppe nun aufgibt, der sah sich getäuscht. Die Mannschaft kam zurück. Yannick Bahls erkämpfte einen Eckball, der von Kamil Jermakowicz erst aufs Tor gebracht wurde und dann von Robin Dreesen versenkt. Keine Minute war gespielt und der blaue Anhang, knapp 50 Fans hatten sich auf den Weg gemacht, war aus der Presse! Max Kummer hatte die große Chance, den direkten Offsetdruck einzuleiten, sein Abschluss wurde jedoch auf der Linie geklärt! Ein offener Schlagabtausch entstand. Verschiedene Drucktechniken wurden ausprobiert, der Siebträger mit Flexodruck und Tiefdruckverfahren gekreuzt und im Gästeblock stand der versammelte Vorstand der Blauen und zitterte beim Gedanken an Rotationstiefdrucke in Eldagsen oder Arnum. Der eingewechselte Lette Aleksejs Petrovs verpasste eine Ecke von Yannick Bahls, Kamil Jermakowicz köpfte gut aber unplatziert eine Ecke auf die Oldenburger Druckerei. Das Spiel verflachte nun und man sah beiden Mannschaften die lange Saison an und die Angst, bloß nicht auch dieses Spiel zu verlieren. Die Blauen kämpfte und versuchten offensiv viel, aber so richtig wollte nichts mehr gelingen. Die Gastgeber hatten zehn Minuten vor Ende gar die Chance, dem Druckverfahren einen Stempel aufzudringen, warfen diese große Torchance aber weg und standen mit Abpfiff ebenso enttäuscht da wie die Blauen. Aber ein Punkt ist ein Punkt ist ein Punkt. Die Blauen sind noch da und am kommenden Sonntag gastieren die Germanen in Bischofshol, um sich die hohe Kunst der Schrift und des Drucks zeigen zu lassen.
Kracher am Sonntag gegen Egestorf
Wer sich mit Fußball auskennt, die Tabelle lesen kann und es mit dem SV Arminia hält, der oder die braucht keine weiteren Worte für das, was am kommenden Sonntag auf dem Programm steht. Die Blauen gegen denn 1.FC Germania Egestorf-Langreder. 15 Uhr, Bischofshol.